Kontrastmittel in der Röntgendiagnostik

rockpop 17 Sep, 2018 00:00

Die Wirkung von Kontrastmitteln besteht darin, dass sie das Signal, das in der jeweiligen Untersuchung registriert wird, modifizieren. Ziel des Einsatzes ist, bei der Untersuchung Zusatzinformationen zu gewinnen.

Beispielsweise verwendet man in der Radiografie oft Kontrastmittel, die Röntgenstrahlen stärker absorbieren als normales Weichteilgewebe. Gewöhnlich sieht man auf einem Röntgenbild keine Blutgefäße. Wenn man eine iodhaltige Lösung injiziert, werfen die Gefäße, in die die Lösung gelangt, Röntgenschatten und machen sie so sichtbar (Angiografie).

Kontrastmittel können unerwünschte Arzneimittelwirkungen (Nebenwirkung) haben.

Thorotrast, das erste i.v.-Kontrastmittel
verursachte bösartige Tumore.

Bei der Abwägung der Indikation einer Kontrastmitteluntersuchung werden grundsätzlich strengere Anforderungen an die Verträglichkeit gestellt als beim therapeutischen Einsatz von Medikamenten: Wenn man sich von einem Mittel Heilung oder Linderung verspricht, nimmt man Risiken eher in Kauf als bei rein diagnostischen Anwendungen.

Diese Haltung entspringt zum Teil der Erfahrung mit dem Röntgen-Kontrastmittel Thorotrast, das in den 1930er Jahren verwendet wurde und bei vielen Patienten mit zum Teil jahrzehntelanger Verzögerung bösartige Lebertumore hervorrief.

Moderne Kontrastmittel durchlaufen daher Verträglichkeitsstudien, die rigoroser sind als bei therapeutischen Medikamenten. Außerdem schreiben die Gesetzgeber in den meisten Ländern eine gründliche Risikoaufklärung des Patienten vor, obwohl das Gesamtrisiko im Individualfall meist sehr klein ist.

Zusatzinformationen, die durch Kontrastmitteleinsatz gewonnen werden können, fallen in zwei große Kategorien: strukturelle (morphologische) und funktionelle (physiologische) Informationen. Ein typisches Beispiel für erstere ist die Doppelkontrastdarstellung des Dickdarms. Dabei wird eine zähflüssige Bariumsuspension rektal instilliert. Wegen ihrer Konsistenz markiert sie die Darmwand. Anschließend wird Luft in den Darm gepumpt, wodurch das Lumen des Darms sichtbar wird (einerseits durch die Füllung, andererseits durch den Negativkontrast wegen der hohen Durchlässigkeit von Luft für Röntgenstrahlung). So erkennt man morphologische Veränderungen des Dickdarms, wie Polypen, Aussackungen, Verengungen und Entzündungen. Funktionelle Informationen werden zum Beispiel bei der Barium-Breischluck-Untersuchung gewonnen: unter Durchleuchtung schluckt der Patient das Kontrastmittel. Dadurch werden Störungen der Beweglichkeit der Speiseröhre sichtbar.

Colon-Kontrasteinlauf mit bariumhaltiger

Suspension

In der Röntgendiagnostik (z. B. bei der Computertomographie) können heute verschiedenartige Kontrastmittel eingesetzt werden:

Bariumsulfathaltige Suspensionen werden vom Magen-Darm-Trakt nicht resorbiert und dienen zur Darstellung von Speiseröhre, Magen, Dünn- und Dickdarm. Aufgrund der fehlenden Resorbierbarkeit können diese Substanzen außerhalb des Magen-Darm-Traktes zu Fremdkörperreaktionen führen und dürfen daher nicht angewendet werden, wenn die Gefahr der Aspiration besteht oder eine Perforation im Bereich des Magen-Darm-Trakts vorliegt. In diesen speziellen Situationen werden an Stelle von bariumhaltigen Kontrastmitteln wasserlösliche iodhaltige Röntgenkontrastmittel verwendet.

Iodhaltige Kontrastmittel sind wasserlösliche Substanzen, die entweder intravaskulär gespritzt oder direkt in das darzustellende Gewebe/Hohlorgan injiziert werden. Sie werden zu über 90% über die Nieren ausgeschieden. Sie dienen zur Darstellung der Nieren und Harnwege (Urografie/Ausscheidungsurografie), der Venen (Phlebografie), der Arterien (Arteriografie) oder anderen Organe. Die verschiedenen iodhaltigen Kontrastmittel unterscheiden sich vor allem in den Trägermolekülen, in der Zahl der pro Trägermolekül gebundenen Iodatome (1 bis 6) und in ihren physiko-chemischen Eigenschaften (Osmolalität, Viskosität, Hydrophilie). Von der Iodkonzentration hängt die Röntgendichte und damit die erreichbare Kontraststeigerung eines Kontrastmittels ab. Die Osmolalität bzw. Osmolarität beeinflusst (teilweise) die Verträglichkeit des Kontrastmittels, während die Viskosität vor allem die Fließeigenschaften (durch Katheter oder auch beim Spritzen) steuert.

Hyperosmolare, ionische iodhaltige Kontrastmittel, z.B. für die Magen-Darm-Diagnostik (Amidotrizoesäure, Handelsnamen: Gastrolux®, Gastrografin®, Peritrast®).

Nichtionische iodhaltige Kontrastmittel (Ultravist®, Isovist®, Xenetix® etc.). Diese sind zwar teurer, aber besser verträglich als die ionischen iodhaltigen Kontrastmittel. In Deutschland dürfen deshalb nur noch diese intravaskulär gespritzt werden.

Röntgennegative Kontrastmittel:

Luft, zum Beispiel bei der Doppelkontrastuntersuchung des Dickdarms.

Quelle: Die obige Beschreibung stammt aus dem Wikipedia-Artikel „Kontrastmittel“, lizenziert gemäß CC-BY-SA. Eine vollständige Liste der Autoren befindet sich hier.

Kommentieren