Glomeruläre-Filtrationsrate und Clearance (GFR)

adrianadamiok 13 Nov, 2018 00:00

Die Filterfunktion der Niere, mit der auch die Fähigkeit zur "Entgiftung" des Körpers gemeint ist, hat verschiedene Bezeichnungen.

Glomeruläre-Filtrationsrate und Clearance (GFR)

1. Glomeruläre Filtrationsrate (GFR)

Diese Bezeichnung der Klärfunktion der Niere beruht auf dem Wissen, dass die sehr dünnen Gefäße in den Nierenknäuel (Glomeruli) den eigentlichen Filter darstellen. Die Glomeruläre Filtrationsrate (GFR) gibt das Gesamtvolumen des Primärharns an, das von allen Glomeruli beider Nieren zusammen, in einer definierten Zeiteinheit, gefiltert wird. Dies sind bei einem Menschen mit normalen Blutdruckwerten ca. 0,12 Liter pro Minute bzw. ca.170 Liter pro Tag. Die GFR sinkt physiologisch mit zunehmendem Alter oder pathologisch bei Nierenerkrankungen verschiedenster Art.

2. Clearance (Klärfähigkeit)

Die Clearance ist ein Maß dafür, wie schnell die Niere bestimmte, zum Teil harnpflichtige Substanzen aus dem Blut entfernen kann. Anhand verschiedener Stoffe kann die Clearance bzw. GFR gemessen werden, in der Regel ist dies Kreatinin. Grob gesagt misst man, wieviel von diesem Stoff im Blut ist, und wieviel davon im Harn wieder auftaucht.

Was bedeutet eine Erhöhung der Clearance/GFR?

Werte über 120 ml/min treten z.B. zu Beginn der Nierenerkrankung auf. Sie zeigen, dass die Niere versucht, wie oben beschrieben, mehr auszuscheiden. Das ist z.B. bei Diabetikern bereits in einer sehr frühen Phase der diabetischen Nierenerkrankung beschrieben. Sobald dann die Ausscheidung sehr geringer Mengen von Eiweiß (Mikroalbuminurie) hinzukommt, sollte man bereits aufmerksam werden. Diese Eiweißbestimmung im Harn wird viel zu selten bei Diabetikern gemacht, ist jedoch ganz einfach mit einem bestimmten Teststreifen durchzuführen.

Was bedeutet eine Senkung der Clearance/GFR?

Die Senkung der Clearance-Werte zeigt eindeutig das Nachlassen der Nierenfunktion. Wird nicht behandelt, schreitet die chronische Nierenerkrankung in der Regel "automatisch" fort. Pro Jahr kann dann die Klärfähigkeit um mehr als 10ml/min abnehmen. Dies kann durch gute Behandlung auf wenige ml/min jährlich verzögert werden (z.B. Blutdrucksenkung auf unter 130/80 mmHg).

Schätzung der Kreatinin-Clearance bzw. GFR

Dafür gibt es Formeln, mit denen man genau berechnen oder sehr zuverlässig die Funktion schätzen kann.
Für die Schätzung der Kreatinin-Clearance nach den beiden Entwicklern mit Namen Cockroft und Gault braucht man Ihr Körpergewicht, Ihr Alter, Ihren Kreatinin-Wert im Blutserum und die Angabe Ihres Geschlechtes.


GFR Rechner zum Download, oder auch online findet man genügend im Internet, wie z.B. der GFR-Onlinerechner der Fa. Roche


Klassifizierung der Nierenfunktion

Die Nierenfunktionsleistung wird gemäß der Empfehlung der Kidney Disease Outcome Quality Initiative (KDOQI) in folgende Stufen eingeteilt:

Grad der Nierenschädigung (Clearance in ml/min):

  • Stadium I: > 90 bedeutet normale oder erhöhte GFR, aber (wie in Stadium II) Eiweiß im Urin oder pathologischer Befund in bildgebendem Verfahren
  • Stadium II: 60–89 bedeutet geringgradiger Funktionsverlust
  • Stadium III: 30–59 bedeutet mittelgradiger Funktionsverlust
  • Stadium IV: 15–29 bedeutet schwerer Funktionsverlust
  • Stadium V: < 15 bedeutet Nierenversagen

Nierenfunktion in Abhängigkeit vom Alter

Im Rahmen einer Studie (NHANES III) wurde anhand von 10.000 in den USA lebenden Menschen die Nierenfunktion überprüft. Dabei wurde festgestellt, dass die Nierenfunktion mit dem Alter abnimmt. Dies ist unabhängig von Hautfarbe und Geschlecht, jeweils bezogen auf eine Standardkörperoberfläche von 1,73 m². Eine gesunde Niere verliert pro Jahr etwa 0,7 % bis 1 % der Nierenleistung.

eGFR im jeweiligen Alter

Alter (in Jahren) Mittlere eGFR
20–29 116 ml/min
30–39 107 ml/min
40–49 99 ml/min
50–59 93 ml/min
60–69 85 ml/min
über 70 75 ml/min

Diagnose chronischer Nierenkrankheiten

Eine chronische Nierenkrankheit liegt vor, wenn über drei Monate die glomeruläre Filtrationsrate unter 60 ml/min liegt oder über einen ebensolchen Zeitraum Eiweiß im Urin nachweisbar ist. Da die Näherungsformeln bei einer Reduktion der glomerulären Filtrationsrate unter 60 ml/min hinreichend genaue Werte liefern und die Eiweißausscheidung anhand des Eiweiß/Kreatinin-Quotienten im Spontanurin quantifiziert werden kann, ist zur Diagnose einer chronischen Nierenkrankheit das Sammeln des Urins über 24 Stunden nicht mehr zwingend nötig.


Quellen:

  • Wikipedia
  • Roche Deutschland

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