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Karzinome des Verdauungstrakts

adrianadamiok 30 Sep, 2011 11:33

Das Speiseröhrenkarzinom (Ösophaguskarzinom) entsteht meistens in Folge von Nikotin- und Alkoholabusus.

Ösophaguskarzinom

Das Speiseröhrenkarzinom entsteht meistens in Folge von Nikotin- und Alkoholabusus. Ist der Patient aufgrund seines Allgemeinzustandes nicht operabel oder aufgrund der Tumorausdehnung voraussichtlich nicht vollständig im Gesunden resektabel, wird eine definitive kombinierte Radiochemotherapie durchgeführt.Während der sieben Wochen dauernden Therapie erhält der Tumor eine Dosis von ca. 63 Gy, in der ersten und fünften Behandlungswoche werden täglich die bei Ösophaguskarzinomen nachweislich wirksamen zytostatisch wirksamen Medikamente Cisplatin und 5-FU als Infusionen verabreicht.

Durch die additive Wirkung beider Verfahren, die Strahlenbehandlung und simultanen zytostaischen Chemotherapie, kann eine höhere Tumorkontrollerate erreicht werden.
Ein nach der perkutanen Strahlentherapie verbleibender Resttumor kann durch eine endoluminale Brachytherapie (Afterloading) der Speiseröhre zur weiteren Rückbildung gebracht werden.
Erste Ergebnisse klinischer Studien scheinen zu belegen, dass bei gleichwertig operablen Ösophaguskarzinomen die präoperative simultane Radiochemotherapie die Resektabilität in den meisten Fällen möglich macht und damit die Prognose verbessert werden kann; hier sind Langzeitergebnisse noch abzuwarten.
Auch bei den resektablen Ösophaguskarzinomen nimmt die präoperative simultane Radiochemotherapie einen immer höheren Stellenwert ein, insbesondere bei den bifurkal/suprabifurkal gelegenen Tumoren, eventuell aber auch bei den distal lokalisierten Tumoren. Erste präliminäre Ergebnisse scheinen zu belegen, dass das Adenokarzinom des Ösophagus mit der simultanen Radiochemotherapie in der neoadjuvanten Situation mit gleichem Erfolg wie das Plattenepithelkarzinom behandelt werden kann, es sollte jedoch derzeit nur innerhalb kontrollierter Studien so behandelt werden.
Nach mikroskopisch unvollständiger (R1)-Resektion suprabifurkaler Plattenepithelkarzinome sollte, bei entsprechendem Allgemeinzustand des Patienten, eine postoperative Strahlenbehandlung (56-60 Gy Gesamtreferenzdosis) zur Verbesserung der lokoregionären Tumorkontrolle durchgeführt werden.
Die postoperative Strahlentherapie bei anderer Lokalisation des Ösophaguskarzinom, auch nach mikroskopisch vollständiger (R0)-Resektion (Gesamtreferenzdosis in ehemaligen Tumorbereich 54-60 Gy) vermindert die lokoregionären Rezidive, ohne das Gesamtüberleben zu verbessern.
Zur postoperativen adjuvanten Radiochemotherapie liegen keine Daten vor, die ihren Einsatz außerhalb von Studien rechtfertigen.
Das endoösophageale Afterloading kann auch bei Rezidiven (nach vorheriger Bestrahlung oder Operation) als alleinige Methode im Sinne einer palliativen Maßnahme eingesetzt werden, bei fast 80 % der Patienten ist eine zufriedenstellende Wiederherstellung der Schluckfunktion für einige Monate, manchmal auch länger, zu erreichen.

Rektumkarzinom

Die Primärtherapie des Rektumkarzinoms (Mastdarmkarzinoms) erfolgt chirurgisch. In Abhängigkeit von Tumorausdehnung und Lymphknotenbefall (Patienten der Stadien II und III, pT3, pT4 und/oder pN1-3, M0) sollte eine postoperative kombinierte Radiochemotherapie durchgeführt werden. Die Strahlendosis beträgt hierbei 50-56 Gy bei 1,8 Gy täglicher Einzelfraktion. Simultan wird in den meisten Fällen die Substanz 5-FU (650-1000 mg/m2) in der ersten und fünften Behandlungswoche als Dauerinfusion verabreicht (seltener als Bolusinjektion), einige Zentren nehmen als weiteres Medikament Leukovorin oder Levamisol. Die Patienten sollten in Studien eingebracht werden. Des Weiteren ist auf den aktualisierten Konsensus von CAO, AIO und ARO aus dem Jahre 1999 zu verweisen.
Bei T4-Tumoren ist die präoperative Radio- oder Radiochemotherapie dann zu empfehlen, wenn die R0-Resektion primär nicht erreichbar erscheint.
Neuerdings wird auch überlegt, bei frühen T-Stadien eine präoperative Radiochemotherapie mit 5-FU durchzuführen. Publizierte Ergebnisse schwedischer Studien zur präoperativen alleinigen Strahlenbehandlung (allerdings mit hohen Einzeldosen) erbrachten einen Zuwachs von 10% Überlebensrate durch Anstieg der lokalen Tumorkontrollraten.
Bei Inoperabilität kann eine primäre Radio- oder Radiochemotherapie erwogen werden.
Die intraoperative Strahlentherapie wird derzeit an einigen Zentren im Rahmen von Studien überprüft.

Karzinome des Analkanals

Im Gegensatz zu den Rektumkarzinomen können Karzinome des Analkanals ohne eine Operation mit einer alleinigen kombinierten Radiochemotherapie organerhaltend geheilt werden.
Als wirksam hat sich die Kombination von 5-FU und Mitomycin C mit simultaner Strahlentherapie herausgestellt. Es wird insgesamt eine Strahlendosis von 56-63 Gy gegeben. Damit ist in 80% den Erhalt des Schließapparates langfristig möglich, die lokale Rezidivrate liegt bei 4-7% und stadienabhängige Fünfjahresüberlebenszeiten von 80-85% sind möglich.

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