Einstelltechnik

Rö-Schulter: Welche Einstellung bei welcher Fragestellung

Karl-Heinz Szeifert 27 Mar, 2023 09:00

Bei der relativ großen Anzahl von möglichen Schultereinstellungen in der Röntgendiagnostik ist es nicht immer einfach und ganz klar, bei welcher Indikation welche Projektion die Fragestellung am Besten beantwortet.

Die „Ärztlichen Stelle“ Westfalen-Lippe findet hat jetzt hierzu eine Tabelle erstellt, aus der hervorgeht, welche Einstellungen bei welchen Fragestellungen und Indikationen im Schulterbereich empfohlen werden.

In der Röntgendiagnostik ist die Abbildung eines zu untersuchenden Skelettabschnittes in der Regel in wenigsten zwei Ebenen anzustreben.

Bei der Röntgenuntersuchung des Schultergelenks ist die Aufnahme nach Grashey »transglenoidal« die Standardaufnahme = a.-p.-Aufnahme (auch als true-ap-Aufnahme bezeichnet):

  • Qualitätskriterien: vollständig überlagerungsfreie Darstellung des Caput humeri und des Gelenkes, die Cavitas glenoidalis (Gelenkfläche der Scapulapfanne) ist strichförmig bis oval abgebildet, der Subakromialraum ist gut einsehbar.
  • Lagerung des Patienten: Schulterblatt der aufzunehmenden Seite flach am Stativ anliegend (d. h. Gegenseite um 45° angehoben), der Oberarm hängt in Supination nach unten, Kopf zur Gegenseite drehen lassen.

Die 2. Ebene wird je nach Fragestellung eingestellt. Erst nach Zwischenbeurteilung der Standard- bzw. Übersichtsaufnahme sollte bei Fragestellung Fraktur/Luxation entschieden werden, welche Einstelltechnik als 2. Ebene eine sinnvolle Abklärung bringt; wobei die transthorakale Aufnahme, auf Grund der hohen Strahlenexposition, als obsolet anzusehen ist.


Nachstehend die Empfehlungen der Ärztlichen Stelle zu den häufigsten Fragestellungen:

Basisuntersuchung

1. Ebene: Schultergelenk transglenoidal (true-ap)
2. Ebene: Schultergelenk axial oder Schultergelenk in (über 90°) Elevation oder in »Halt-Stopp-Stellung«

li Schulter true ap + Y-Aufnahme

Schulterluxation, Fraktur

1. Ebene: Schultergelenk transglenoidal (true-ap)
2. Ebene: Schultergelenk transskapular »Y-View«

Subkapitale Oberamfraktur

1. Ebene: Schultergelenk transglenoidal (true-ap)
2. Ebene: Schultergelenk transskapular »Y-View«

Schulterblattfraktur

1. Ebene: Skapula p.a. oder a.p.
2. Ebene: Skapula lateral

Schlüsselbeinfraktur

1. Ebene: Klavikula p.a. oder a.p.
2. Ebene: Klavikula tangential

Knöcherne Verletzung, Lockerung oder Sprengung im Bereich des Schultereckgelenks (AC-Gelenk)

1. Ebene: Akromioklavikulargelenk a.p.
2. Ebene: Schulteraufnahme in »Halt-Stopp-Stellung«
Zusatzaufnahme: Stressaufnahme des Schultereck-(AC-)Gelenks (Bei einer Fraktur ist die Stressaufnahme kontraindiziert!)

Rotatorenmanschettenruptur, degenerative Veränderungen der Rotatorenmanschette

Schultersonographie

Degenerative, entzündliche, rheumatische oder destruierende Veränderungen der Schulter, Sehnenansatzverkalkungen

1. Ebene: Schultergelenk transglenoidal (true a.p.) oder »Schwedenstatus« I – II (IRO, ARO)
2. Ebene: Schultergelenk axial oder Schulter »outlet view« (subakromiale Tunnelaufnahme)

Periarthritis humeroscapularis (PHS), Arthrose, Schulter-Arm-Syndrom

Schwedenstatus (3 Ebenen)

1. Ebene = Standardaufnahme bei innenrotiertem Oberarmkopf (IRO),
2. Ebene = Standardaufnahme bei außenrotiertem Oberarmkopf (ARO),
3. Ebene = Schulteraufnahme in »Halt-Stopp-Stellung«


Die komplette Empfehlung für die Schulter-Einstellungen in Bezug auf die Fragestellung gibt es als downloadbares pdf-File auf der Seite der Ärztlichen Stelle" Westfalen-Lippe.


Ein weiteres hervoragendes Nachschlagwerk zur richtigen Auswahl der Schulteraufnahmen entsprechend der Fragestellung hat die Deutsche Vereinigung für Schulter- und Ellenbogenchirurgie (DVSE) e. V erstellt. Unter dem Titel: Bildgebung in der Schulter und Ellenbogenchirurgie werden u.a. die wesentlichen und häufigsten Krankheitsbilder und die erforderliche obligate sowie die ggf. fakultative Bildgebung kurz abgehandelt. Des weiteren wird tabellarisch ein Überblick über die Wertigkeit der verschiedenen Bildgebungsmodalitäten und deren Einstelltechniken gegeben. Die Tabellen wurden in Kooperation und mit der DGMSR (Deutsche Gesellschaft für Muskuloskelettale Radiologie) erstellt. Außerdem sind die verschiedenen Einstelltechniken inklusive Beispielbilder illustriert dargestellt.

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