Streustrahlen-Abdeckung

Der Indianer im Röntgen

Karl-Heinz Szeifert 3 Jul, 2019 00:00

Er sieht ja schon ein wenig lustig aus und erinnert auch ein wenig an den Kopfschmuck eines Indianer-Häuptlings.

Zwei prächtige "Indianer"-Streustrahlenabdeckungen

Deshalb wird er auch umgangssprachlich so bezeichnet - als "Indianer"! Nur so richtig genutzt wurde und wird er selten.

Früher lag er in fast jeder Röntgenabteilung rum. Bis auf einige Ausnahmen - meist ganz hinten im Schrank oder verstaubt im untersten Regal und selten in Reichweite von MTRA.

Da stellt sich natürlich jetzt die Frage über den Sinn oder Unsinn dieses dekorativen Strahlenschutzmittels. Wie nützlich ist er nun wirklich - unser "Indianer"?


Nach Angaben des Herstellers wird durch Anpassung der biegsamen Streustrahlenabdeckung an die Krümmung des Aufnahmeobjektes die störende Überstrahlung der Randgebiete wirksam unterdrückt und eine eindeutige Aufnahmeverbesserung erzielt. Teilweise sind die Lamellen beim "Indianer" gebogen, damit bei liegenden Patienten eine bessere Anpassung an das Aufnahmeobjekt erreicht wird.


Dabei hält sich die Dosisersparnis allerdings doch sehr in Grenzen. Das Anlegen dieses Streustrahlenschutzes kann bei Schädelaufnahmen - analog oder digital - sogar problematisch werden, wenn durch nicht exakte Positionierung des sogenannten "Indianers" zu befundende Objektstrukturen überdeckt oder nur unvollständig dargestellt werden.

Dann ist der Nachteil wegen Wiederholung der Aufnahme größer als der Vorteil der durch diesen Streustrahlenschutz erzielbaren (recht bescheidenen) Dosisreduzierung.

Die störende Überstrahlung der Randgebiete kann auch durch andere Maßnahmen sinnvoller vermindert werden. Etwa durch Einblendung des Strahlenfeldes, womit man sogar gleichzeitig die Dosis reduziert und den Kontrast des Bildes noch verbessert.

Eine explizite Vorschrift (Richtlinie, etc.), diese Art des Streustrahlenschutzes nutzen zu müssen, gibt es auch nicht.


Fazit:

Das Anlegen des "Indianers" ist daher weder beim analogen- noch beim digitalen Röntgen wenig nützlich.

  • Streustrahlenabdeckung

    salopp "Indianer" genannt

    Eine korrekte Platzierung des "Indianers" kann problematisch sein.
  • Die resultierende Dosisreduzierung hält sich sehr im Rahmen.
  • Die störende Überstrahlung der Randgebiete kann auch durch andere Maßnahmen vermindert werden.
  • Eine explizite Vorschrift (Richtlinie, etc.), diese Art des Streustrahlenschutzes nutzen zu müssen, gibt es nicht.
  • Es gibt keine Vorschrift den "Indianer" nutzen zu müssen. Es ist aber auch nicht verboten!
  • Die rechtfertigende Indikation für eine konventionelle Schädelaufnahme dürfte allerdings nicht mehr allzu oft gegeben sein.

Quelle: forum-roev.de

Fotos: shop.christiansen-linhardt.de; mta-r.de

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