In der Heidelberger Thoraxklinik
Tuberkulose-Museum
Ein neues Museum über Tuberkulose wird am 1. Dezember 2011 um 17 Uhr in der Thoraxklinik Heidelberg eingeweiht. „Ziel des neuen Tuberkulose-Museums ist es, das Wissen um die großen wissenschaftlichen und ärztlichen Leistungen zu erhalten, die bisher im Kampf gegen diese Erkrankung erbracht worden sind“,
erläutert Prof. Dr. Herth, Chefarzt der Pneumologie und Beatmungsmedizin. „Wir wollen außerdem bewusst machen, dass die bei uns fast vergessene Krankheit global betrachtet nach wie vor unbesiegt ist und jährlich Millionen Menschen in Afrika und Asien daran versterben. Die WHO ordnet ihrer Bekämpfung deswegen die höchste Priorität zu.“ Offiziell soll das Museum ab Anfang Januar 2012 geöffnet sein.
Bereits im Jahr 1996 wurde von Dr. Robert Kropp ein Deutsches Tuberkulose-Archiv in Fulda gegründet. „Das Archiv umfasst mittlerweile über 6000 Monographien und Periodika, die sich mit der Erkrankung Tuberkulose beschäftigen“, berichtet Kropp. „Diese stammen vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als der Tuberkulose eine große medizinisch-ärztliche, wissenschaftliche und gesundheitspolitische Bedeutung zukam. Das Archiv ist insofern eine echte Fundgrube für die medizinhistorische Forschung und kann zu diesem Zweck auch genutzt werden.“ Neben der Akquisition von Büchern, die sämtliche Aspekte der Tuberkulose behandeln, begann Kropp damals auch weitere Materialien zu sammeln, die diese – früher alle Lebensbereiche durchdringende, jetzt aber in den Industrieländern immer seltenere – Erkrankung quasi wieder aufleben lassen.
Im Jahr 2010 beschloss Kropp dann, das Deutsche Tuberkulose-Archiv zusammen mit den zusätzlich gesammelten Materialien der Thoraxklinik Heidelberg als neuer Heimstätte zu überstellen. Daraufhin haben zwei ehemalige Chefärzte der Thoraxklinik – Prof. Dr. Werner Ebert und Prof. Dr. Volker Schulz – sowie der jetzige Chefarzt der Abteilung Pneumologie und Beatmungsmedizin der Thoraxklinik, Prof. Dr. Felix Herth, das Archiv neu aufgestellt. „Viele der Memorabilia, die uns von ehemaligen Tuberkulose-Heilstätten, Tuberkulose-Fürsorgestellen, Lungenärzten, aber auch von der Pharmaindustrie überlassen wurden, vermitteln einen recht guten Einblick in eine Krankheitswelt, die bei uns längst der Vergangenheit angehört“, erläutert Schulz. Dazu wurden mehrere Räume des Rohrbacher Schlösschens, einem frühklassizistischen Bau im Park der Thoraxklinik, als Museum eingerichtet, um zahlreiche alte und neue Aspekte der Tuberkulose zu dokumentieren.
Im Einzelnen werden die folgenden Aspekte im Museum dargestellt:
- Epidemiologie gestern und heute
- Soziale Aspekte gestern und heute
- Robert Koch, der Entdecker des Tuberkulose-Erregers
- Wilhelm Conrad Röntgen und die Entdeckung der Röntgenstrahlen als Diagnostikum für die Tuberkulose
- Ansteckungsmöglichkeiten und Erscheinungsformen der Lungentuberkulose
- Erscheinungsformen der Tuberkulose weiterer Organe
- Heilstätten in verschiedenen Facetten
- Verschiedene Therapieformen, insbesondere die Heliotherapie und die chirurgische Therapie (Pneumothorax, weitere Kollapsverfahren)
- Tuberkulose-Fürsorgestellen
- Volksaufklärung
- Schutzimpfung
- Antibiotische Therapie
- Resistenzentwicklung der Erreger
- Tuberkulose und Kunst
„Diese Themen werden veranschaulicht durch zahlreiche, teilweise historische Fotografien und Grafiken sowie neu gestaltete Poster. Sie zeigen unter anderem Mikroskope zur Betrachtung des Tuberkulose-Erregers, pathologisch-anatomische Lungenpräparate, chirurgische Instrumente, verschiedene Pneumothoraxgeräte, originäre Liegen der Freiluft-Kur, Schirmbilduntersuchungsgeräte sowie Materialien der Tuberkulose-Fürsorgestellen“, schildert Ebert. „Zudem können über dreißig alte und neuere Filme, die als DVD vorliegen und die Tuberkulose in vielfältiger Weise behandeln, in einem eigens dafür vorgesehenen Saal abgespielt werden. Darüber hinaus werden künftig auch noch eine große Zahl radiologischer Aufnahmen und Diapositive hinzukommen, die uns von Kliniken und Heilstätten überlassen wurden und derzeit neu geordnet werden müssen.“
Zielgruppen des Museums sind zum einen Ärzte, zum anderen aber auch interessierte Laien. „Schließlich ist heutzutage selbst manchen Lungenfachärzten, die sich früher entsprechend ihrer speziellen Kenntnisse oft auch Tuberkuloseärzte nannten, das Krankheitsbild Tuberkulose nicht mehr in allen Einzelheiten bekannt“, erklärt Herth. „Der Besuch des Museums soll sie an ihre Wurzeln erinnern. Auch Dermatologen, Orthopäden, Thoraxchirurgen und Radiologen sind besonders angesprochen. Andererseits kann natürlich auch die allgemeine Öffentlichkeit Gewinn aus einem Museumsbesuch ziehen, zumal die Darstellung in vielerlei Hinsicht keine speziellen medizinischen Kenntnisse voraussetzt, sondern vielmehr zum Beispiel auch lokale Aspekte des Heilstättenwesens im südwestdeutschen Raum herausstellt. Deshalb bietet sich der Besuch des Museums sicherlich auch für Schulklassen, Mitarbeiter von Krankenversicherungen, Krankenhäusern, Pflegeinstitutionen sowie Sozialstellen an.“ Ebenso sieht der Geschäftsführer der Thoraxklinik Roland Fank eine medizinhistorische Kontinuität gewährleistet: „Die Thoraxklinik ist ursprünglich aus einer Tuberkuloseklinik entstanden. Daher ist es schön, dass wir nun ein Museum, welches diese Erkrankung intensiv thematisiert, bei uns beherbergen können.“
An der festlichen Eröffnungsveranstaltung am 1. Dezember 2011 nehmen neben Herrn Dr. Kropp weitere Persönlichkeiten teil, die für ihre Forschungsarbeiten bzw. klinische Expertise auf dem Gebiet der Epidemiologie, Diagnostik und Therapie der Tuberkulose wohl bekannt sind – wie z.B. Prof. Dr. Robert Loddenkemper (Generalsekretär des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose DZK in Berlin), Prof. Dr. med. Volker Schulz (wie Dr. Kropp Vorstandsmitglied des Deutschen Tuberkulose-Archiv), Prof. Dr. med. Felix Herth (Chefarzt der Abteilung Innere Medizin, Thoraxklinik Heidelberg, Experte für Klinik und Therapie der Tuberkulose), Prof. Dr. Christoph Lange (Leiter des Zentrums für Infektiologie in Borstel, Experte für Epidemiologie und Labordiagnostik der Tuberkulose und Lehrstuhlinhaber an der Uni Bremen), Prof. Dr. Ebert (ehemaliger Chefarzt der Thoraxklinik). „Forschungsarbeiten im Archiv sind aber auch jetzt schon möglich und Anfragen werden beantwortet“, betont Herth. „Offiziell wird das Museum ab Anfang Januar 2012 geöffnet sein, wobei wir noch keine regulären Öffnungszeiten festgelegt haben. Wir beabsichtigenaber, an zwei Wochentagen eine einstündige Besichtigung unter Führung anzubieten.“
Mehr über das Museum auf der Homepage http://www.tb-archiv.de/museum/
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