Fallbeispiel

Morbus Köhler II

Karl-Heinz Szeifert 12 Sep, 2018 00:00

Der Morbus Köhler II ist eine aseptische Knochennekrose im Kopf der Ossa metatarsalia II-IV und ist die einzige aseptische Knochennekrose, die häufiger bei jungen Mädchen auftritt. 

Ätiologie

Die genaue Ursache ist unklar. Es werden unter anderem eine zeitweise intraossäre Ischämie durch embolische Gefäßverschlüsse, Infektionen, Traumen, Gefäßspasmen, vegetative Dysregulation oder Gefäßarrosionen diskutiert. Lebensgewohnheiten und Ernährung scheinen ebenfalls eine Rolle zu spielen. Es besteht eine familiäre Häufung. Es wird auch diskutiert, dass zu enge und hochhackige Schuhe das Auftreten der Erkrankung begünstigen. Das konnte aber nicht mit Sicherheit bewiesen werden.

Symptome

Der Morbus Köhler II ist eine Durchblutungsstörung und damit resultierender Veränderung der Metatarsaleköpfchen 2 und 3. Mädchen sind 4 x häufiger betroffen als Jungs. Der Altersgipfel beträgt 12-18 Jahre.

Druck und Berührungsempfindlichkeit im Vorfuß sind bei Morbus Köhler oft zu finden. Manchmal sind die Beschwerden auch bewegungsabhängig. Teilweise werden rheumaähnliche Beschwerden mit Schwellung und Rötung beobachtet. Die Einschränkung der Beweglichkeit und die Vergrößerung des Gelenkes durch die Arthrose kann ebenfalls chronisch eintreten.

Schonhinken wird häufig beobachtet. Die Abrollbewegung ist bei den Kindern häufig eingeschränkt. Eine Schwellung über dem Kahnbein ist möglich. Auch eine zusätzliche Druck- oder Stauchungsschmerzhaftigkeit kann hier zum Teil festgestellt werden.

Eine kindlich schmerzbedingte Schonhaltung kann bis zur Bewegungsunfähigkeit des Sprunggelenkes reichen.

Der betroffene Vorfuß schmerzt bei Belastung, gelegentlich treten auch Schwellungen am Fußrücken im Bereich des 2. Mittelfußköpfchens auf. Im Röntgenbild zeigt sich erst eine Veränderung in der Knochenstruktur des betroffenen Mittelfußköpfchens, später eine Abflachung und Verbreiterung, wie im Bild links gezeigt. Auf Dauer kann die Fehlform der Mittelfußköpfchens zu einem Gelenkverschleiß führen.

Im Erwachsenenalter werden dann die Folgen des M. Köhler als Arthrose mit belastungsabhängigen Beschwerden gesehen. Auch Ruheschmerzen und Schwellung werden beobachtet. Auch Fehlstellungen der Zehen und Schwielen unter dem Mittelfußköpfchen sind möglich.

Radiologische Stadieneinteilung

  • Stadium I: Keine sichtbaren Veränderungen
  • Stadium II: Verdichtung des Mittelfußköpfchens
  • Stadium III: Fragmentation des Mittelfußköpfchens
  • Stadium IV: Arthrose des Zehengrundgelenks

Therapien

  • Konservativ
    Die konservative Therapie zielt auf Durchblutungsförderung und Entlastung. In leichten Fällen kann die Symptomatik durch Sportverbot und entlastende Verbände (z.B. Unterschenkelgipsverband für vier bis sechs Wochen) zur Rückbildung gebracht werden. Weitere Optionen sind Einlagenversorgung, physiotherapeutische Behandlung und lokale durchblutungsfördernde Maßnahmen.
  • Operativ
    Wenn die Beschwerden trotz konservativer Maßnahmen weiter bestehen, kann eine operative Therapie versucht werden.

Prognose
Der Verlauf der Erkrankung hängt davon ab, ob und wie bald eine Revaskularisation des Knochens stattfindet. Eine frühzeitige Diagnosestellung ist daher von großer Bedeutung.

Morbus Köhler II an Metatarsale II (Foto: mta-r.de)

Quellen:

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