Schon die alten Ägypter litten an Arterienverkalkung
Mumien im CT
Fitnesstraining und eine weniger kalorienreiche Kost hätten das Leben der vor rund 3500 Jahren gestorbenen ägyptischen Prinzessin Ahmose-Meritamun möglicherweise deutlich verlängert.
Aber auch schon die alten Ägypter hatten Atherosklerose, wie Untersuchungen an Mumien belegen. Die Tochter von Pharao Seqenenre Tao II. litt an Gefäßverkalkung und starb mit Mitte 40 vermutlich nach einem Herzinfarkt infolge einer Arterienverstopfung. Die Prinzessin war damit keine Ausnahme:
Ein US-amerikanisches Team um den Nuklearkardiologen Dr. Gregory S. Thomas von der Universität Irvine in Kalifornien hatte Gelegenheit, 52 zwischen 3500 und 1800 Jahre alte ägyptische Mumien in einem modernen Ganzkörper-Mehrschicht-CT-Scanner zu untersuchen. Die Forscher fahndeten nach Gefäßverkalkungen. Bei 43 der Mumien ließen sich Gefäße identifizieren, bei 20 Mumien war das Herz erhalten.
Die alten Ägypter, denen ein Mumienbegräbnis zu Teil wurde, gehörten zu einer elitären Oberschicht. Vermutlich ließen sie sich bedienen und legten kaum selbst Hand an, als es damals galt, Pyramiden und Denkmäler für die Ewigkeit zu bauen. Ägyptologen bestätigen, dass sich die Oberschicht im alten Ägypten gesünder ernährt und mehr bewegt hatte als der moderne Mensch der Neuzeit.
Vor diesem Hintergrund überrascht der Fund von atherosklerotischen Läsionen bei nicht weniger als 20 der 43 Mumien, und zwar an den gleichen Lokalisationen, wo wir dies auch heute finden. Verkalkungen wurden nachgewiesen in Karotiden, in der Aorta, den Koronararterien sowie in der A. subclavia, der A. iliaca, der A. femoralis, der A. poplitea und der A. tibialis. Sechs der Mumien litten unter Atherosklerose in mindestens vier Gefäßprovinzen. Die 20 Mumien mit Atherosklerose waren bei ihrem Tod älter (geschätztes Durchschnittsalter 45 Jahre) als diejenigen ohne Atherosklerose (33 Jahre).
Die älteste bis dato bekannte Koronarpatientin ist demzufolge eine ägyptische Prinzessin, die in den Jahren 1580 bis 1540 vor Christus lebte und schätzungsweise im Alter von Mitte 40 starb. Die Mumie der Pharaonentochter gilt als Beweis für die bislang älteste nachgewiesene Herzkrankheit.
Aufnahmen der Herzkranzarterien der Prinzessin präsentierten die Forscher jetzt auf der 10. Internationalen Konferenz für Herz- und Gefäßdiagnostik in Amsterdam (ICNC).
"Es ist schon bemerkenswert, wie viele Fälle von Atherosklerose wir dabei entdeckt haben", sagte Dr. Gregory S. Thomas, Direktor der Abteilung Nuclear Cardiology Education an der University of California, einer der Co-Autoren der Studie.
"Wir dachten an Arterienverkalkung als eine Krankheit des modernen Lebensstils, aber es ist klar, dass sie schon vor 3500 Jahren existierte."
Mögliche Ursachen der bei der Pharaonentochter diagnostizierten Verkalkung sehen die Wissenschaftler in der Ernährung. Die um 1580 vor Christus in einem Tempel beigesetzte Frau habe zur Elite gehört, die sich täglich kalorienreiche Kost, vor allem Fleisch, leisten konnte.
Zudem habe sie sich vermutlich weniger stark bewegen und körperlich betätigen müssen als der ägyptische Durchschnittsmensch.
Allerdings sei nicht auszuschließen, dass die Prinzessin sich beim Schlemmen zurückhielt und körperlich durchaus aktiv war, räumten Thomas und Dr. Adel Allam ein, der ägyptische Co-Autor von der Al Azhar University in Kairo.
Es könnten vor Jahrtausenden - ebenso wie heute - bislang nicht erforschte Risikofaktoren bei der Entstehung von Atherosklerose eine Rolle gespielt haben.
Denkbar wären unter anderem entzündliche Prozesse, die durch Parasiten ausgelöst wurden, deren Spuren häufig in ägyptischen Mumien nachgewiesen worden seien. Auch eine genetische Veranlagung zur Fettansammlung in den Gefäßen könne eine Rolle gespielt haben.
In jedem Fall hätte man das Leben der Prinzessin heutzutage durch einen zweifachen Bypass zur Überbrückung der verengten Herzkranzgefäße verlängern können, so die Wissenschaftler.
Quelle: http://www.aerztezeitung.de
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