Gut wer den noch hat! - Update!

Indirekter Gonadenschutz

Karl-Heinz Szeifert 26 Feb, 2019 00:00

Bei Frauen sehr gut – bei Männern tabu! Der indirekter Strahlenschutz zum Einschub in die Tiefenblende

Indirekter Strahlenschutz – Schön wen man ihn noch hat!

Als Gonadenschutz bei Frauen sehr gut – bei Männen allerdings verboten

Immer wieder hört man, dass dieser Schutz überhaupt nicht mehr erlaubt sei.

Das stimmt aber nur teilweise und nur bei Männern. Für Frauen ist diese Form der Abdeckung der Ovarien sehr praktisch und sehr gut.

Angeblich seien deshalb sogar schon viele dieser Objekte entsorgt worden, obwohl sie ein wirklich sehr geeignetes Mittel sind, bei Frauen die Ovarien innerhalb des Nutzstrahlenfeldes abzudecken. - Insbesondere wenn man sie frei verschieblich mit Magnethaftung an die Tiefenblende anbringen kann.

Nicht mehr erlaubt ist diese Form des Strahlenschutzes beim Mann zur Abdeckung der Hoden. - Hier ist eine umhüllende Hodenkapsel Vorschrift und auch sehr wirkungsvoll.

Abb. 2 Indirekter Strahlenschutz als Set

Beschreibung

Der „Indirekte Gonadenschutz“ lässt sich rasch, problemlos und hygienisch einwandfrei am liegenden und stehenden Patienten anwenden. Dem Personal wird die Arbeit wesentlich erleichtert. Die Bleiformen blenden das Nutzstrahlenbündel zentral aus.

Das komplette Set besteht

  • aus einer Metallplatte, die durch verschiebbare Halterungen in den Nutschienen des Lichtvisiers an der Röntgen-Tiefenblende eingespannt wird.
  • Acht Plexiglasscheiben mit Bleiformen 2 mm Pb verschiedener Größen. Diese werden mittels Magneten an der Metallplatte angebracht.
  • Sowie zwei Halterungen für die Plexiglasscheiben
  • Die Teile sind auch einzeln bestellbar.

Für weibliche Patienten: 5 Stck. Plexiglasscheiben (F1, F2, F3, F4, F5) - In Abb.2 die fünf rechten Scheiben.

Für männliche Patienten: (Achtung! Als Hodenschutz nicht mehr zugelassen und keine Alternative zur Hodenkapsel) 3 Stck. Plexiglasscheiben (M1, M2, M3). - In Abb.2 die drei linken Scheiben.


Anbringung

Die Metallplatte ist in jedem Lichtvisier einspannbar. Es sind nur Profilschienen für Blenden dazu notwendig. Falls diese an einem Röntgengerät nicht vorhanden sind, können ohne weiteres die üblichen Schienen angebracht werden. Zum Einspannen des „Indirekten Gonadenschutzes“ werden keine fremden Hilfskräfte benötigt. Falls ein Dosimeter vorhanden ist, wird die Platte dort aufgeklemmt.

Achtung bei Belichtungsautomatik: Die Messkammern der Automatik dürfen natürlich nicht über den durch den Schutz abgedeckten Bereich liegen.


Leider gibt es kaum Händler, die diesen Strahlenschutz noch anbieten. - Sollte jemand noch einen Anbieter kennen - dann diesen bitte gerne im Kommentar unten eintragen.


Nachstehend zu dem Thema ein Beitrag aus dem Forum-RöV

Frage:2560 BETREFF: Indirekter Ovarienschutz - Zum Einschub in die Tiefenblende

Sehr gehrter Herr Prof Ewen, die Leitlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung in der Röntgendiagnostik fordert grundsätzlich bei weiblichen Personen die Anwendung eines Ovarienschutzes als direkte Abdeckung oder als indirekter Ovarienschutz durch Einschieben einer Bleiplatte in die Tiefenblende , soweit hierdurch der Informationsgehalt der Untersuchung nicht wesentlich eingeschränkt wird oder die Wahrscheinlichkeit von Wiederholungsaufnahmen nicht deutlich erhöht wird. Bei einer kürzliche Schulung behaupteten allerdings einige Teilnehmer, dass der indirekte Ovarienschutz durch Einschieben einer Bleiplatte in die Tiefenblende angeblich nicht mehr erlaubt sei. Das hätte angeblich die ärztl.Stelle Hessen so behauptet!!!??? Deshalb hätten sie diese Strahlenschutzmittel entsorgt. Eine nachvollziehbare Begründung wurde mir allerdings nicht geliefert und ich kann mir bisher auch keine Erklärung dazu ableiten. Was halten Sie davon? Herzlichen Dank und viele Grüße Karl-Heinz Szeifert

Antwort: Sehr geehrter Herr Szeifert, da ist wohl die Meinung der ärztlichen Stelle Hessen bei einigen Teilnehmern der Schulung nicht vollständig korrekt rüber gekommen. Gemeint war: indirekter Gonadenschutz bei weiblichen Personen (indirekter ´Ovarien´schutz) ja, indirekter Gonadenschuz bei männlichen Personen nein, weil eine Hodenschutzkapsel deutlich mehr an Dosisreduzierung bringt als ein indirekter ´Hoden´schutz, wenn Letztgenannter überhaupt eine Wirkung hat. Mit freundlichem Gruß K. Ewen

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Kommentare

Rebecca Ciroth vor 6 Jahre

Den indirekten Gonadenschutz gibt es bei BIG Röntgentechnik noch zu kaufen.
big-röntgentechnik.de

kszeifert vor 6 Jahre

Vielen Dank an Rebecca für die Info über den Anbieter: "Indirekter Gonadenschutz (nach Dr. E. A. GÄDE)" bei http://www.big-roentgentechnik.de/
Der besagte Gonadenschutz wird dort noch für männliche und weibliche Patienten angeboten!!!???
Ich weise aber ausdrücklich darauf hin, dass dieser Schutz auf keinen Fall mehr als Ersatz für eine Hoden umschließende Kapsel verwendet werden darf. Nur als Ovarialschutz und dafür ist er bestens geeignet

Marc Grünbaur vor 6 Jahre

Hallo,
in der DIN EN 61331-3:2016-09 steht im Abschnitt 11.1, dass ein indirekter Gondenschutz nur einzusetzen ist, wenn Hodenschutz und Ovarienschutz (beide sind in dieser Norm als direkte Strahlenschutzmittel beschrieben) nicht angewendet werden können. Ich sehe die Anwendung, auch bei Frauen, nur als Notlösung.

kszeifert vor 6 Jahre

Hallo Marc,
direkter und indirekter Strahlenschutz bezieht sich in erster Linie darauf, ob der dieser sich im Bestrahlungsfeld (direkt) bzw. außerhalb des Bestrahlungsfeld (indirekt) liegt.
Der sogenannte "indirekte Ovarienschutz" kann und sollte dabei natürlich innerhalb des Bestrahlungsfeldes liegen, damit auf den dadurch abgedeckten Bereich keine Primärstrahlung gelangen kann. gestreute Strahlung aus den Nachbarbereichen wird dennoch dort hingelangen.
Der indirekter Strahlenschutz ( also Matten und Abdeckungen außerhalb des Bestrahlungsfeldes angebracht) hat in der Regel kaum Wirkung, da der allergrößte Teil der Streustrahlung innerhalb des durchstrahlten Körpervolumens entsteht.
Ausnahme die Hodenkapsel: Da diese die Hoden fast ganz umschließt sind diese auch außerhalb des Bestrahlungsfeldes vor Streustrahlung gut geschützt.
Achtung bei Kindern:
Bei Kindern sollte der Rand des Strahlenfeldes zusätzlich eng mit Bleimatten abgedeckt werden, um damit auch den sehr geringeren Anteil von Leckstrahlung der Röhre und der Streustrahlung, die in der Luft zwischen Blende und Patient entsteht, zu absorbieren.

Alpay vor 2 Jahre

Hallo,
Mein Sohn 6 Jahre alt, wurde an der Hüfte geröngt, in der Radioligie Uniklinik Köln. Ihm wurde aberdabei, kein Gonadenschutz verwendet, sondern mur ein kleines Ovarienschutz. Ich habe nur um hintergrund gesehen wie die Radiologin, zu ihren Kollegen mit der Hand nickte, es so okey sei. Jetz nach dem ich im Internet bzw. Auch auf ihrer Seite gelesen habe, mache ich mir Sorgen.
Kann eine einmalige Röntgen Strahlung, die Hoden beschädigen?
Wie kann ich da jetzt da gehen?
Oder sollte ich mir keine Sorgen machen?
LG Alpay

rockpop vor 2 Jahre

So wie hier geschildert, wurde in diesem Falle die Leitlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung in der Röntgendiagnostik nicht beachtet.
Das Abdecken der Hoden durch ein Ovarial-Schuld verhindert zwar, dass Primärstrahlung auf die Hoden wirkt, allerdings schützt diese nicht vor der Streustrahlung die hinter dem Schutz im durchstrahlten Körper entsteht. Dies kann bei männlichen Kindern nur eine hodenumschließende Kapsel bewirken. Große Sorgen sollten Sie sich bei einer einmaligen Untersuchung dennoch nicht machen. Es entsteht lediglich ein unwesentliches Risiko eines stochastischen Schadens. Das entsteht aber auch bei der zusätzlichen Strahlenbelastung z.B. durch Flüge oder Aufenthalte im Hochgebirge.
Prinzipiell sollte aber die Strahlenbelastung vor allem bei Kindern nicht unnötig erhöht werden. Inwieweit dem Personal ein Verstoß gegen Strahlenschutzbestimmungen nachzuweisen ist, kann ich hier nicht beurteilen. Sie könneten sich aber zu einer genaueren Risikoabschätzung noch an den zuständigen Strahlenschutzverantwortlichen, bzw. den Strahlenschutzbeauftragten der besagten Röntgenabteilung wenden und die Dosiswerte (Dosisflächenprodukt) der Aufnahme, sowie die weiteren Aufnahmeeinstellungen erfragen. Diese Personen sind verantwortlich für die korrekte Umsetzung der gesetzlichen Bestimmungen sowie der entsprechenden Leit-und Richtlinien.

In der Leitinie Leitlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung in der Röntgendiagnostik wird unter pädiatrischen Besonderheiten beim Hüftgelenk von Kindern folgendes gefordert.
2.1.2 Pädiatrische Besonderheiten Hüfte
⇒ Aufnahmeart: Aufnahmetisch, Rastertisch nur bei größeren Kindern
⇒ Aufnahmespannung: 70 - 75 kV; bei Neugeborenen und Säuglingen 60 – 65 kV
⇒ Zusatzfilterung: 1 mm Al + mindestens 0,1 mm Cu
⇒ Brennflecknennwert: 0,6 (≤ 1,3)
⇒ Belichtungsautomatik: nur wenn Streustrahlenraster verwendet wird
⇒ Streustrahlenraster: r 8 nur bei Hüftgelenk von Kindern über 8 Jahren und Jugendlichen
⇒ Bildempfängerdosis: 2,5 (5) µGy, SC 800 (400)
⇒ Strahlenschutz: bei Knaben immer Hodenkapsel; bei Mädchen Ovarienabdeckung oder indirekter Ovarienschutz durch Bleieinschub in die Tiefenblende, wenn diagnostisch möglich

Monika A.G. vor 2 Jahre

Sehr geehrter Herr Szeifert, ich habe kürzlich die Aussage erhalten, dass der indirekte Ovarienschutz (Schmetterling) nicht mehr zulässig ist. Ist dies korrekt?

kszeifert vor 2 Jahre

Hallo Monika A.G.,
diese Aussage ist so nicht korrekt! Der genannte indirekte Ovarienschutz ist nach wie vor zugelassen. Allerdings gibt es mittlerweile eine Empfehlung der Strahlenschutzkommission (SSK), die die Anwendung dieses Schutzes nur noch in wenigen Ausnahmen für sinnvoll hält. Auch die Leitlinien der Bundesärztekammern haben mittlerweile diese Empfehlungen der SSK übernommen. Siehe dazu auch den Blog-Artikel auf MTA-R.de vom 30.11.22. (https://www.mta-r.de/blog/aktualisierte-empfehlung-patientenschutzmittel/) - Siehe auch die Beiträge auf der Facebookseite von MTA-R.de