Fukushima: Die Unfallserie
Hier für alle die komplette Zusammenfassung der Unfallserie in Fukushima. Am 11. März 2011 um 14:46:23 Uhr (Ortszeit) begann unter dem Meeresboden vor der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshū das Tōhoku-Erdbeben.
Sein Epizentrum lag 163 Kilometer nordöstlich des Kraftwerks Fukushima I, sodass die Primärwellen (P-Wellen) des Bebens das Kraftwerksgelände nach 23 Sekunden erreichten. Sie regten dort Seismometer an, die eine Schnellabschaltung der Reaktoren 1 bis 3 auslösten. Gleichzeitig fiel die externe Stromversorgung des Kraftwerks durch Erdbebenschäden aus, und dessen dreizehn Notstromdieselgeneratoren starteten.
Das Beben dauerte ungefähr zwei Minuten lang und erreichte eine Stärke von 9,0 Mw. Es erschütterte die Reaktorblöcke 2, 3 und 5 mit Horizontalbeschleunigungen von 0,52 bis 0,56 g, 15 bis 26 Prozent mehr als zulässig.Die vorgesehenen Belastungsgrenzen der übrigen Reaktoren wurde nicht erreicht; trotzdem gibt es Hinweise auf Erdbebenschäden und Fehlfunktionen in Block 1. In Block 3 wurde vermutlich ein Notkühlsystem beschädigt.
Gegen 15:30 Uhrtraf am Kraftwerk ein Tsunami mit einer Wellenhöhe von ungefähr 13 bis 15 Metern ein.Die Reaktorblöcke 1 bis 4 sind 10 Meter erhöht gebaut und wurden bis zu 5 Meter tief überschwemmt; die drei Meter höher gelegenen Blöcke 5 und 6 nur bis zu einem Meter. Für den meerseitigen Teil des Geländes existierte nur eine 5,70 Meter hohe Schutzmauer. Das Wasser lief in verschiedene Gebäude und überschwemmte dort auch neun von zehn zentralen elektrischen Schaltstellen und zwölf von dreizehn Notstromaggregaten.Der Kraftwerksbetreiber Tepco berichtete, dass sie um 15:41 Uhr ausfielen. Ein einziger Generator in Block 6 überstand den Tsunami, weil er in einem eigenen, wassergeschützten Gebäude untergebracht war.
Durch diesen Ausfall der Stromversorgung (Schwarzfall oder station blackout) war für die Blöcke 1, 2 und 3 und – wie sich später ergab – auch für Block 4, 5 und 6 keine ausreichende Kühlung mehr gewährleistet, um die Nachzerfallswärme aus den Reaktorkernen und Abklingbecken abzuführen. Mit den vorhandenen Notstrombatterien war nur ein kurzzeitiger Betrieb der vorhandenen Notkühlsysteme möglich. Zusätzlich herangeschaffte mobile Generatoren kamen wegen Verkehrsstaus, versperrter Zufahrtswege, überschwemmter Anschlusspunkte und zu kurzer Kabel zu spät, um die Unfälle in Block 1 bis 4 abzuwenden. Nur in den Blöcken 5 und 6 konnte die Stromversorgung rechtzeitig wieder hergestellt werden.
Mangels Kühlung, teils auch wegen weiterer technischer und organisatorischer Probleme, kam es zur Überhitzung von Reaktoren und Abklingbecken, zur Freisetzung von Wasserstoff in die Reaktorgebäude und zu Kernschmelzen in den Reaktoren 1 bis 3 (siehe Abschnitte Probleme in den Reaktoren 1 bis 3 und Probleme in den Abklingbecken). Durch gezielte Druckentlastungen der Reaktoren gelangten radioaktiver Stoffe in die Umwelt und wurden vom Wind weiter verteilt, teils nach Osten übers Meer und teils nach Westen übers Land.
Vom 12. bis zum 15 März ereigneten sich Wasserstoffexplosionen in den Blöcken 1, 3 und 4, die die Reaktorgebäude schwer beschädigten. Hoch radioaktive Abfälle wurden auf das Kraftwerksgelände geschleudert.In Block 2 wurde der Sicherheitsbehälter des Reaktors beschädigt, so dass von dort stark kontaminiertes Wasser austrat. Vom 13. bis zum 15. März wurde auf dem Kraftwerksgelände mehrfach Neutronenstrahlung gemessen, was auf eine unkontrollierte Kritikalität (Wiedereinsetzen der Kernspaltung) in einem der Reaktoren oder Abklingbecken hindeutete.
Die Reaktoren 1 bis 3 wurden notdürftig durch Einpumpen von Wasser mit Feuerwehrpumpen gekühlt, zunächst aus vorhandenen Süßwasserreserven und kurz darauf mit Meerwasser. Die Erlaubnis zum Einleiten von Meerwasser – hierdurch werden die Reaktoren beschädigt – gab Premierminister Naoto Kan am 12. März 2011 um 19:55 Uhr.
Gemessene Strahlung am Rand des Kraftwerksgeländes vom 12. bis zum 18. März
Während der Druckentlastungen und Brände stieg jeweils die Strahlenbelastung auf dem Gelände stark an (siehe Grafik). Am 15. März musste wegen der Strahlungsrisiken der Großteil der Tepco-Mitarbeiter evakuiert werden. Nun waren nur noch rund 50 Mitarbeiter des Kraftwerksbetreibers, die in den Medien auch als „Fukushima 50“ bezeichnet wurden, und 130 weitere von Einheiten wie Feuerwehr oder Armee auf dem Gelände tätig. Einige Tage später stießen noch 140 Helfer der Tokioter Feuerwehr hinzu, die nach Aussage von Gouverneur Shintarō Ishihara von Wirtschaftsminister Banri Kaieda zu diesem Einsatz gezwungen wurden. Arbeiten in den Leitständen des Kraftwerks waren seit den Explosionen nur noch eingeschränkt möglich, weil die Mitarbeiter laufend einer hohen Strahlenbelastung ausgesetzt waren, und weil seit dem Stromausfall nur eine unzureichende Notbeleuchtung existierte.
Quelle: http://www.wikipedia.de
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