Wenn der Rücken zur Sprungschanze wird

Spondylolisthese (Wirbelgleiten)

Karl-Heinz Szeifert 8 Jan, 2019 00:00

Bis zu sechs Prozent der Bevölkerung weisen nach Abschluss der Wachstumsphase einen Spalt im Gelenkfortsatz eines Wirbels auf. Diese Spondylolyse bleibt oft asymptomatisch, kann aber auch zum Wirbelgleiten führen.

Ventralgleiten L4/L5 und L5/S1

Eine Spondylolisthese bezeichnet ein Wirbelkörpergleiten. Fast immer ist die Lendenwirbelsäule betroffen. Es sind angeborene und erworbene Formen der Spondylolisthese bekannt.

Ursache

Eine Spondylolisthesis kann verschiedene Ursachen haben. Es werden folgende Ursachen unterschieden:

  • Angeborene, dysplastische Spondylolisthese (selten)
  • Kindliche/jugendliche (isthmische) Spondylolisthese (häufig)
  • Degenerative, erwachsene Spondylolisthese (häufig)
  • Posttraumatische Spondylolisthese (selten)
  • Pathologische Spondylolisthese (selten)p
  • postoperative Spondylolisthese (selten)

Sowohl im Kindes– und Adoleszentenalter, als auch im Erwachsenenalter kann eine Spondylolisthesis Grund für chronische Rückenschmerzen sein.
Von den häufigen Ursachen lassen sich eine kindliche/jugendliche Form von einer verschleißbedingten (degenerativen) erwachsenen Form unterscheiden. Bei der kindlichen/jugendlichen Form kommt es durch eine Unterbrechung des Wirbelkörperbogens (Spondylolyse) zu einer Instabilität der Wirbelkörper untereinander.

Betroffen ist vor allem der unterste Wirbelkörperabschnitt (Segment) der Lendenwirbelsäule, Lendenwirbelkörper 5 zu Sacralkörper 1 (Kurz: L5/S1). Hierbei ist der Wirbelkörperbogen von L5 erkrankt und kann über das Kreuzbein (Sacrum) nach vorne in Richtung Bauchraum gleiten (Isthmische Form der Spondylolisthese).

Patient mit deutlicher sichtbarer Stufe

im Bereich der unteren LWS. Das

Profil erinnert an eine Sprungschanze.

Die erwachsene Form der Spondylolisthese ist Teil der degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen / Rückenleiden. Betroffen ist vor allem der Wirbelkörperabschnitt Lendenwirbelkörper L4 zu Lendenwirbelkörper L5. Eine Lysezone (Unterbrechung der Wirbelbögen) liegt nicht vor. Ursache für das Wirbelgleiten ist eine degenerative Instabilität infolge einer Höhenminderung der Bandscheibe zwischen L4 und L5 sowie einer allgemeinen Gefügelockerung der stabilisierenden Segmentstrukturen (Bänder, Muskeln etc.).

Die Spondylolyserate bei Erwachsenen beträgt 6%, bei Kindern bis zum Alter von 6 Jahren 4,4%.

In ca. 80% der Spondylolysen liegt eine Erkrankung des 5. Lendenwirbelkörpers vor. Es kommt hierbei zu einem Wirbelgleiten des 5. Lendenwirbelkörpers nach vorne. In ca. 20% liegt lediglich ein einseitiger Spondylolysedefekt im Wirbelkörperbogen vor.

Jungen sind von einer Spondylolyse 2-3-mal häufiger betroffen. Ein schweres Wirbelgleiten tritt jedoch 4-mal häufiger bei Mädchen auf.

In der Regel lassen sich Patienten mit Spondylolyse und Spondylolisthesis gut konservativ behandeln.

Bildgebende Diagnostik

Die Spondylolisthese erkennt man auf konventionellen Röntgenaufnahmen auf der Seitaufnahme.

Manche Wirbelsäuleninstabilität ist auf normelen Seitaufnahmen nicht zu erkennen, sondern ist erst in Vor- oder Rückbeugung des Rumpfes auffällig. In diesen Fällen helfen so genannte Funktionsaufnahmen der Wirbelsäule in Vor- und Rückbeugung des Rumpfes.

Der Spondylolysedefekt lässt sich am besten auf Schrägaufnahmen der Lendenwirbelsäule als „Halsband der Hundefigur“ oder in einer Computertomographie (CT) erkennen.

Die Schnittbilddiagnostik (CT und MRT, entweder mit oder ohne Kontrastmittel) ermöglicht die Zuordnung des Schmerzes zu einem bestimmten Nerven oder einem bestimmten Wirbelsäulenabschnitt.

Mit Hilfe einer CT (Computertomographie) Untersuchung lassen sich insbesondere weitergehende Fragen bezüglich der knöchernen Struktur beantworten (z.B. Spondylolysen (Wirbelgleiten), Spinalkanalstenose, Wirbelkörperbruch).

Noch wertvoller in der Wirbelsäulendiagnostik ist hingegen die MRT (Magnetresonanztomographie), die neben den knöchernen Strukturen, deutlich besser als die CT, auch die Weichteilstrukturen (Bandscheiben, Nervenwurzeln, Bänder) darstellt. Alle o.g. Erkrankungen können mit der MRT erkannt und einem bestimmten Wirbelsäulenabschnitt zugeordnet werden.

Definitionen:

  • Spondylolyse: Seitliche Wirbelbogenspalte durch einen Spalt im Gelenkfortsatz; kann zur Spondylolisthese führen.
  • Spondylolisthese: Ventralverschiebung des Wirbelkörpers, Abgleiten eines Wirbelkörpers vom nächsten Wirbel nach vorne bei Spondylolyse - findet meist zwischen dem 12. und 17. Lebensjahr statt und ist nach Abschluss des Wachstums konstant.
  • Spondyloptose: Schwerste Form der Spondylolisthese mit meist völligem Abgleiten des 5. Lendenwirbels vom Kreuzbein

Quellen:

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