Geschichte

Die Angiographie von 1896 bis heute

Karl-Heinz Szeifert 7 Sep, 2018 00:00

Bereits wenige Monate nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen im November 1895, welche das diagnostische und therapeutische Dasein der Medizin entscheidend veränderten, begann mit der Entwicklung der Technik der Gefäßdarstellung auch schon die Geschichte der Angiographie.

erste Angiograghie 1896 (Hand einer Leiche)

Die erste Angiographie wurde bereits im Januar 1896 also 2 Monate nach der Entdeckung der Röntgenstrahlung durchgeführt. Anfänglich war dies jedoch nur an Leichen möglich, da kein für den Menschen geeignetes Kontrastmittel verfügbar war. Bei dieser ersten Visualisierung von Gefäßen wurde die sogenannte Teichmann-Paste verwendet, eine Mischung aus Kreide, Zinnober und Steinöl.

Bis zur Veröffentlichung von Berichten über Angiographien am lebenden Menschen 1923 folgte dann ein längerer Weg mit Versuchen an weiteren anatomischen Präparaten und Versuchstieren.
Die erste Angiographie der unteren Extremität wurde nach der Entwicklung geeigneter Kontrastmittel 1924 in Amerika durchgeführt.

Damals verabreichte man bereits jodhaltige Kontrastmittel intravenös, so wie es prinzipiell heute noch üblich ist. Es folgten 1927 die Vorstellung der Methode der „arteriellen Enzephalographie„ und die im Jahre 1929 erstmalig durchgeführte Aortographie.

Im Jahre 1929 wurde dann Thorotrast und Umbrathor auf den Markt gebracht. Beides Röntgenkontrastmittel, auf der Basis einer stabilisierten kolloidalen 25%igen Suspension von Thoriumdioxid. Diese wurden bis zu ihrem Verbot Mitte der 1950er Jahre vor allem als Kontrastmittel für die Angiographie verwendet. Die hohe Ordnungszahl und die hohe Atommasse von Thorium bewirken eine wesentlich stärkere Absorption von Röntgenstrahlen und dadurch einen besseren Kontrast als die jodhaltigen Mittel. Bei ersten Anwendungen konnten vor der Markteinführung keine unmittelbaren Nebenwirkungen bei Patienten festgestellt werden. Man wusste zwar, dass das Thorium radioaktiv ist, aber das sehr langlebige Isotop Th-232 (natürliches Thorium besteht zu 100 % aus diesem Isotop mit einer Halbwertszeit von 14 Milliarden Jahren) wurde als harmlos eingestuft. Ein fataler Irrtum, wie sich viele Jahre später herausstellen sollte. (siehe auch unsere Artikel über Thorotrast und die Folgen von Thorotrastgabe.


Ein wichtiger Schritt für die weitere Entwicklung der Angiographie bedeutete die Einführung der Kathetertechnik.
Erste Versuche zum Katheterismus des arteriellen und venösen Systems an Hunden wurden bereits 1905 durchgeführt.

Waren die früheren Kathetermethoden operative Methoden, konnte mit der Anwendung der perkutanen Kathetermethode ein bedeutender Schritt bei Entwicklung der Kathetertechniken erreicht werden.

Die erste arterielle Katheterisation der Aorta auf perkutanem Weg wurde dann 1949 publiziert.

Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der Kathetertechniken war die Einführung der perkutanen Kathetermethode nach Seldinger, welche 1953 erstmals publiziert wurde und bis heute die gebräuchliche Standardtechnik bei den angiographischen Untersuchungen darstellt.

Die moderne Angiographie wird - abgesehen von der Phlebographie - in Form der Digitalen Subtraktionsangiographie (DSA) durchgeführt.

Digitalen Subtraktionsangiographie (DSA) von Bauch und Kopf

Diese erlaubt eine schnelle Serie von Aufnahmen und benötigt zudem eine geringere Strahlen- und Kontrastmittelmenge als die ursprünglich verwendete Blattfilmangiographie.

MR-Angio

Bei der DSA wird unmittelbar vor der Kontrastmittelinjektion eine "Leer"-Aufnahme des Untersuchungsbereiches angefertigt. Spätere Aufnahmen mit Kontrastmittel können dann rechnerisch von dieser Leeraufnahme abgezogen (subtrahiert) werden. Übrig bleibt das mit Kontrastmittel gefüllte Gefäß.

Aufgrund der fehlenden Strahlenbelastung und der geringeren Invasivität wird die Angiographie zu Diagnosezwecken heutzutage nahezu ausschließlich als MRT-Untersuchung durchgeführt.

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