Wie und was wird gemessen?
Strahlenbelastung im Alltag
Das BfS betreibt ein bundesweites Messnetz zur großräumigen Ermittlung der äußeren Strahlenbelastung durch kontinuierliche Messung der Gamma-Ortsdosisleistung (ODL).
Das ODL-Messnetz des Bundesamtes für Strahlenschutz überwacht mit seinen rund 1.800 ODL-Messsonden die natürliche Strahlenbelastung. Rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr.
Der Mensch ist seit jeher Strahlenbelastungen ausgesetzt. Natürliche und zivilisatorische Strahlenquellen führen zu einer Strahlenexposition. Diese hat ihren Ursprung in den überall im Boden und in Baustoffen vorkommenden natürlichen radioaktiven Stoffen (Radionuklide) wie zum Beispiel Uran, Thorium oder Kalium (K-40) sowie im Weltraum. Strahlenexpositionen können in Abhängigkeit von der Höhe der Dosis unterschiedliche gesundheitliche Wirkungen auf den Menschen haben.
Das ODL-Messnetz des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) misst routinemäßig die natürliche Strahlenbelastung in Deutschland. Die gemessene Ortsdosisleistung (ODL) wird in der Einheit Mikrosievert pro Stunde (μSv/h) angegeben. Dies entspricht der Gammastrahlung aus der Umgebung pro Stunde an einem bestimmten Ort.
Die natürliche ODL bewegt sich in Deutschland je nach örtlichen Gegebenheiten ungefähr zwischen 0,05 und 0,18 μSv/h. Diese äußere Strahlenbelastung ist an einem Ort weitgehend konstant. Kleinere, kurzzeitige Erhöhungen treten auf, wenn radioaktive Zerfallsprodukte des natürlich vorkommenden radioaktiven Gases Radon durch Niederschläge aus der Atmosphäre ausgewaschen und am Boden abgelagert werden. Eine Abschwächung der Strahlung ergibt sich zum Beispiel, wenn der Boden von Schnee bedeckt ist.
Neben der natürlichen Strahlung wirken heutzutage aber unter anderem auch künstlich erzeugte Strahlung aus medizinischen und technischen Anwendungen auf den Menschen ein.
Dazu zählen zum Beispiel:
- Medizinische Anwendungen aus der Röntgendiagnostik und Therapie sowie der Nuklearmedizin.
- Aber auch der Flug in den Urlaub, der aufgrund der Flughöhe mit einer hohen kosmischen Strahlung einhergeht.
- Selbst radioaktive Stoffe, die durch oberirdische Kernwaffentests in die Atmosphäre gelangten sowie die durch den Reaktorunfall von Tschernobyl im Jahr 1986, sind noch heute nachweisbar.
Die vom ODL-Messnetz gemessene Dosisleistung gibt an, welcher externen Gamma-Strahlung ein Mensch ausgesetzt ist, der sich am Messort befindet. Im Normalfall ist das die Summe aus natürlicher Bodenstrahlung und kosmischer Strahlung. Im Fall einer unfallbedingten Umweltkontamination würde man die Höhe der daraus resultierenden zusätzlichen externen Strahlenbelastung abschätzen können.
Eine Dosisleistung von 0,1 Mikrosievert pro Stunde, also eine typischerweise gemessene natürliche Dosisleistung, würde zu einer Gesamtdosis von circa 1 Millisievert pro Jahr führen.
Zahlenvergleiche
► Jährliche natürliche Strahlenbelastung = 2,1 Millisievert
Die jährliche natürliche Strahlenbelastung (oder genauer: die jährliche natürliche Dosis) einer in Deutschland lebenden Person beträgt durchschnittlich 2,1 Millisievert (effektive Dosis). Je nach Wohnort, Ernährungs- und Lebensgewohnheiten reicht sie von zirka einem bis zu zehn Millisievert. Den größten Beitrag liefert dabei mit 1,1 Millisievert Radon in Wohnungen.
► Transatlantikflug hin und zurück = 0,1 Millisievert
Ein Flug von Frankfurt nach New York und zurück führt zu einer durchschnittlichen effektiven Dosis von zirka 0,1 Millisievert. Durch eine solche Transatlantikreise erhöht sich die mittlere jährliche Strahlenexposition also um zirka fünf Prozent.
► Rauchen = 0,8 Millisievert im Jahr
Tabak enthält Radionuklide. Wer 20 Zigaretten am Tag raucht, dessen Lunge erhält im Jahr eine Dosis von 0,8 Millisievert. Die effektive (über den ganzen Körper gemittelte) Dosis beträgt 0,1 bis 0,3 Millisievert.
► 2 Paranüsse pro Tag = 0,16 Millisievert im Jahr
Paranüsse enthalten im Vergleich zu anderen Lebensmitteln besonders viel Radium - ein natürliches Radionuklid. Eine Person, die jeden Tag zwei Paranüsse verzehrt, erhält eine zusätzliche Dosis von 0,16 Millisievert.
► Medizinische Untersuchungen
Medizinische Untersuchungen tragen erheblich zur zivilisatorischen Strahlenbelastung bei. Z.B.:
- Röntgenaufnahme Brustkorb = 0,01 - 0,03 Millisievert
- Eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs schlägt mit 0,01 - 0,03 Millisievert zu Buche.
- Ganzkörper-Computertomographie = 10 - 20 Millisievert
- Bei eine Computertomographie des ganzen Körpers erhält ein erwachsener Mensch eine Strahlendosis von 10 bis 20 Millisievert.
Ab wann wird es gefährlich?
Akute Strahlenschäden treten innerhalb kurzer Zeit (Tage oder Wochen) auf, wenn man einer hohen Strahlenbelastung ausgesetzt war (über circa 500 Millisievert). Derartig hohe Strahlenbelastungen können nach einem kerntechnischen oder radiologischen Unfall in unmittelbarer Nähe zum Unglücksort auftreten.
Auch bei niedrigeren Strahlenbelastungen können nach vielen Jahren oder Jahrzehnten gesundheitliche Folgen (insbesondere Krebserkrankungen) auftreten. Die Wahrscheinlichkeit solcher Erkrankungen steigt mit zunehmender Höhe der erhaltenen Strahlenbelastung an. Im Strahlenschutz wird davon ausgegangen, dass es keinen Dosiswert gibt, unterhalb dessen mit Sicherheit ein gesundheitliches Risiko ausgeschlossen werden kann.
Hier einige Beispiele für mögliche gesundheitliche Schäden:
- 100 Millisievert*: Schwellendosis für angeborene Fehlbildungen oder Tod des Foetus
- 100 Millisievert: Bei dieser Dosis treten in einer Bevölkerungsgruppe etwa 1 Prozent zusätzliche Krebs- und Leukämiefälle auf
- 500 Millisievert*: Ist ein Mensch akut einer Strahlung dieser Höhe ausgesetzt, treten ab dieser Schwellendosis Hautrötungen auf.
- 1000 Millisievert*: Ab dieser Höhe treten akute Strahleneffekte wie etwa Übelkeit und Erbrechen auf.
- 3000 – 4000 Millisievert*: Ohne medizinischen Behandlung sterben 50 Prozent der Menschen, die dieser Dosis ausgesetzt sind, nach drei bis sechs Wochen.
- Über 8000 Millisievert*: Ohne entsprechende medizinische Behandlung bestehen nur geringe Überlebenschancen, wenn es sich um eine in kurzer Zeit erfahrene Strahlenbelastung handelte.
* Um die Vergleichbarkeit mit den ansonsten in Millisievert (mSv) angegebenen Messwerten zu ermöglichen, sind alle Werte hier ebenfalls in Millisievert angegeben; wissenschaftlich korrekt wäre die Angabe der Dosis im hohen Dosisbereich, in dem akute Strahlenwirkungen auftreten, in Milligray (mGy).
Quelle: ODL-Info vom BfS
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