Basiswissen

Typische Röntgenzeichen

Karl-Heinz Szeifert 11 Sep, 2018 00:00

Röntgenzeichen sind in der klinischen Befundung eine wertvolle Hilfe. Die meisten Röntgenzeichen sind so typisch, dass sie gemeinsam mit den klinischen Befunden eine Diagnose beweisen.

Röntgenzeichen sind typische, pathognomonische Abweichungen vom Normalbefund eines Röntgenbildes oder anderen bildgebenden Verfahren, die auf eine bestimmte Erkrankung hinweisen. Als pathognomonisch bezeichnet man in der Medizin ein Symptom, welches bereits für sich alleine genommen hinreichend für eine sichere Diagnosestellung ist, da es nur bei jeweils einer ganz bestimmten Krankheit auftritt.


Abb. 1 Vakuumphänomen

Einige Beispiele:

  • Vakuumphänomen: (Abb.1) Auf der Röntgenaufnahme erkennbares Gas in einer defekten Bandscheibe; auch durch Zug an Gelenken. Wird häufig in der Kinderradiologie beobachtet bei der Röntgenaufnahme des Brustkorbs in hängender Position.
  • Bronchopneumogramm, positives:In einer infiltrierten Lunge (in der Regel bei einer Lungenentzündung) zeichnen sich die luftgefüllten Bronchien auf der Röntgenaufnahme des Brustkorbes dunkel auf der infiltrierten, hellen Lunge ab.
  • Double-Bubble-Sign: Bei der angeborenen Duodenalatresie finden sich auf den Röntgenbild des Neugeborenen zwei Luftblasen im Oberbauch: Eine im Magen, die andere im Zwölffingerdarm, während der übrige Darm luftfrei ist.
  • Fallen-Fragment-Sign: Ein herabgefallenes Knochenfragment innerhalb einer Knochenzyste ist ein Hinweis dafür, dass es sich um eine juvenile Knochenzyste handelt.
  • Irisblendenphänomen: Das Leberhämangiom zeigt bei i.v. Kontrastmittelgabe im CT eine hyperdense Anreicherung von peripher nach zentral. Im nativ CT erscheint die Raumforderung iso- oder hypodens.
  • Jet-Phänomen: Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen zeigen einen dünnen Flüssigkeitsstrahl hinter einer Engstelle; z.B. bei einer Verengung des Blasenhalses erzeugt das in die Harnröhre eingespritzte Kontrastmittel (retrograde Urethrographie) einen Jet in die Harnblase hinein.
  • Kerley-Linien sind charakteristische Linien im Röntgenbild der Lunge, die auf eine Herzinsuffizienz hinweisen.
  • Abb. 2 Chilaiditi-Zeichen
    Chilaiditi-Zeichen: (Abb. 2) Auf dem Röntgenbild ist ein Dickdarmanteil zwischen Zwerchfell und Leber zu sehen. Das kann auf ein krankhaftes Chilaiditi-Syndrom deuten, aber auch Zufallsbefund in 0.1-0.25% aller Thoraxübersichtsaufnahmen sein. Prädisponierende Faktoren dieser Situation sind ein fehlendes Ligamentum falciforme oder Ligamentum suspensorium des Kolon transversum, chronische Obstipation oder Bettlägerigkeit des Patienten.
  • Korbhenkelphänomen: in der Pyelographie eine henkelförmige Anhebung der in die Harnblase einmündenden Harnleiter, wenn eine vergrößerte Prostata den Blasenboden nach oben drückt.
  • Metaphysäre Kantenabsprengungen: Knochenausrisse an den Insertionen der Gelenkkapseln durch Zug- und Scherkräfte; beim Säugling und Kleinkind hinweisend auf eine Kindesmisshandlung.
  • Silhouettenphänomen: Lungenverdichtungen, die vorne liegen, lösen visuell die Herzkontur auf, während hinten liegende Infiltrate die Herzkontur scharf erkennbar lassen. So kann auch ohne seitliche Aufnahme zwischen einer Mittellappenpneumonie (vorne) und einer Unterlappenpneumonie (hinten) unterschieden werden.
  • Sternenhimmelphänomen: In der Sonographie zahllose echoreiche Pünktchen im Hoden, verursacht durch Mikrokalzifizierung des Hodengewebes (Microlithiasis testis), evtl. Ausdruck eines Tumors.
  • Abb.3 Pencil in cup
    Pencil-in-cup-Zeichen: ("Bleistift in der Tasse") (Abb. 3) Eine für die Arthritis psoriatica typische Deformierung der Fingergelenke.
  • Twinkle-Sign: Zum Nachweis von Nierensteinen. Entdeckt man bei der Sonographie der Nieren einen Nierenstein und schaltet den Farbdoppler hinzu, entsteht ein "funkelndes" Artefakt, das "Twinkle-Sign".
  • Fat-pad-sign (Fettpolsterzeichen): Darstellung von anatomischen Fettpolstern an Gelenken als Aufhellungsband. Eine Verlagerung des Polsters durch Gelenkerguss deutet auf eine Fraktur hin.

Quelle: Die obige Beschreibung stammt aus dem Wikipedia-Artikel "Röntgenzeichen", lizenziert gemäß CC-BY-SA. Eine vollständige Liste der Autoren befindet sich hier.

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