Nur noch selten verlangt
Röntgen-Spezialaufnahmen
Spezialaufnahmen in der Röntgendiagnostik werden immer wieder angefordert, obgleich ihr Stellenwert durch die CT und MRT in den letzten Jahren stark abgenommen hat.
Trotzdem gibt es bei vielen Kollegen Unsicherheiten, welche Aufnahme welche anatomische Struktur darstellen soll. Manchmal werden für ein und dieselbe Aufnahme unterschiedliche Bezeichnungen gebraucht.
Die nebenstehende Auflistung gibt einen Überblick über eine Vielzahl an gebräuchlichen und weniger gebräuchlichen Einstelltechniken. Die Aufzählung stammt aus einem alten Röntgenbuch (Zimmer/Brossy, 3. Auflage 1982 Seiten 57-60 ) Einfach mal reinschauen.
Nachstehend drei schöne Beispiele von Aufnahmen, die heute durch die moderne Schnittbildgebung zurecht der Vergangenheit angehören sollten:
Die Spezialaufnahmen nach Stenvers, Schüller und Rhese. Die genaue technische Durchführung war oft ein Alptraum für die MTRA´s von früher!
1. Felsenbein nach Stenvers
Früher wurde diese Technik angewendet, um den oberen und horizontalen Bogengang des Gleichgewichtsorgans (Vestibularapparat), die Hörschnecke (Cochlea), den inneren Gehörgang und Querbrüche im Felsenbein darzustellen.
Die Röntgenaufnahme nach Stenvers ist eine Röntgenaufnahme des Schädels, bei der die Platte im 45°-Winkel frontotemporal der Orbita anliegt. Der Röntgenstrahl kommt von schräg unten (ca. 12-15° zur Horizontalen) und ermöglicht die Längsdarstellung des Felsenbeins. Diese Spezialaufnahme bildet die Pyramide, den inneren Gehörgang (Meatus acusticus internus) - besonders dessen Weite - und das Innenohr ab.
Mittlerweile wurde die Technik nach Stenvers weitgehend durch das CT ersetzt.
2. Felsenbein nach Schüller
Schüller-Schlappohr-Schuhwärts! So die Eselsbrücke zur Einstelltechnik der Schüller-Aufnahme. Die Aufnahme wird von der Seite gemacht und zeigt den Schädel rund um den Gehörgang – auch das Kiefergelenk und den Warzenfortsatz hinter dem Ohr (Mastoid). Die Röntgenstrahlen durchlaufen den Kopf nicht exakt horizontal, sondern leicht von oben. Dies entspricht dem Verlauf des Gehörgangs im Schädel.
Vor allem chronische Entzündungen im Kiefergelenk, das Mittelohr und der Warzenfortsatz sind so erkennbar. Ebenso lassen sich in manchen Fällen Längsbrüche im Felsenbein nachweisen. Auch Veränderungen am Kieferköpfchen können dargestellt werden.
3. Foramen opticum nach Rhese
Nur noch ganz selten wird heutzutage die Röntgenaufnahme nach Rheese durchgeführt, bei der der knöcherne Kanal (Canalis opticus) beurteilt wird, durch den der Sehnerv verläuft.
Einstellung: Patient in Bauchlage, d.h. stabile Seitenlage, Kopf um 50° auf das aufzunehmende Auge drehen, wobei der Längsstrahl des Lichtvisiers das äußere Drittel der Orbita durchläuft, DH-Ebene senkrecht, Querstrahl erscheint in Höhe der Nasenwurzel.
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