Es knackt laut, und es riecht stechend nach Ozon.

Erforschung eines historischen Röntgengerätes

Karl-Heinz Szeifert 24 Mar, 2011 12:00

Ein grünlicher Schimmer erleuchtet den Raum. Blitze schlagen aus der altertümlich aussehenden Apparatur. Es knackt laut, und es riecht stechend nach Ozon und die Strahlenbelastung war rund 1500 Mal höher als heute.

Radiologen erforschen ein historisches Röntgengerät von 1896:

Ein grünlicher Schimmer erleuchtet den Raum. Blitze schlagen aus der altertümlich aussehenden Apparatur. Es knackt laut, und es riecht stechend nach Ozon.

So sieht es aus, wenn eine der ersten Röntgen-Apparaturen aus dem Jahr 1896 wieder in Betrieb genommen wird. Dies tat der niederländische Radiologe Gerrit Kemerink von der Universitätsklinik Maastricht und berichtet im Journal „Radiology“ von seinem ungewöhnlichen Experiment: Geröntgt wurde die Hand eines Verstorbenen

Die Experimente zeigten, dass die Strahlendosis 1896 für die Aufnahme einer Hand 74 Millisievert (mSv) betrug. Heute werden dafür nur noch 0,05 mSv benötigt – also rund 1500 Mal weniger Strahlung. Und was mit dem wild blitzenden System 90 Minuten dauerte, ist heute in nur 21 tausendstel Sekunden erledigt.


Bild links: Eine historische Röntgen-Aufnahme vom 23.1.1896 zeigt eine Hand des Mediziners Albert von Kölliker. Bild rechts: Wilhelm Conrad Röntgen durchleuchtet einen jungen Patienten


Das 114 Jahre alte System produziert Bilder, die Kemerink als „überraschend gut“ bezeichnet. Anatomische Details waren klar zu sehen.

Doch seinerzeit gefährdeten die hohen Strahlendosen und langen Belichtungszeiten besonders die Wissenschaftler. Wenige Wochen nach dem Bekanntwerden von Röntgens Entdeckung war auch schon die Rede von Hautverbrennungen, Haarausfall und Augenproblemen – alles Folgen der hochenergetischen Strahlung. „Viele Anwender der frühen Röntgenapparate hatten schwere Gesundheitsprobleme mit den Händen, was Operationen und Amputationen nötig machte“, erinnert Kemerink.

Trotzdem dauerte es lange, bis die Gefahr durch die Strahlung erkannt wurde. „Man sprach lapidar vom Röntgen-Sonnenbrand.“ Der erste Strahlentote war zwar schon 1899 zu beklagen, es war der Assistent von Thomas Edison. Doch die ersten Strahlenschutz-Richtlinien gab es erst 20 Jahre nach Röntgens Entdeckung.

Heute ist die Strahlenexposition je nach Art der Aufnahme und abhängig vom Körperteil um den Faktor 1000 bis 10.000 geringer.


Quelle: http://www.welt.de/gesundheit/article12908592/Erste-Roentgengeraete-liessen-Umgebung-gruen-leuchten.html vom 22.3.11

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