Behandlungsplanung mit MRT

Kieferorthopädie

radiologie|technologie Heft 3 (2017)

Bisher ist die Panoramaschichtaufnahme gängige Praxis, wenn bei Kindern und Jugendlichen die Zahnstellung korrigiert werden muss. Auf dieser Aufnahme können beide Kiefer mit allen Zähnen und Zahnwurzeln sowie überzählige oder fehlende Zahnkeime dargestellt werden.

Um kieferorthopädische Maßnahmen zu planen, bestimmt der Kieferorthopäde Winkel und Abstände zwischen sog. Landmarken, wichtigen anatomischen Punkten im Ober- und Unterkiefer. In einer aktuellen Studie konnte nun gezeigt werden, dass diese Landmarken mit der MRT ebenso exakt wie im Röntgenbild vermessen werden können.

Studie an 20 Jugendlichen

Untersucht wurden im Rahmen der prospektiven Studie 20 Jugendliche im Alter von 8 bis 26 Jahren, von denen eine MRT-Aufnahme und ein Röntgenbild angefertigt wurden. Die dreidimensionalen MRT-Bilder wurden auf eine zweidimensionale Projektion analog zum Röntgenbild umgewandelt, so dass die beiden Aufnahmen miteinander verglichen werden konnten. Zwei Experten markierten unabhängig voneinander 18 wichtige Landmarken im Kiefer. Ein spezielles Computerprogramm errechnete daraus 14 Winkel und 10 Distanzen, die für eine kieferorthopädische Behandlungsplanung wichtig sind (Abb. 1). Ein Vergleich der Daten zeigte eine Abweichung von maximal 3 Grad bei den Winkeln und maximal 3 Millimetern bei den Distanzen zwischen Röntgenbild und MRT – Unterschiede, die im Toleranzbereich von bildgebenden Verfahren liegen. Daneben werden im Gegensatz zum Röntgenbild im MRT auch die Weichteile wie Muskeln und Zahnhalteapparat dargestellt, was künftig die kieferorthopädische Behandlungsplanung beeinflussen könnte.

Keine Strahlenbelastung

Der große Vorteil der MRT ist, dass sie ohne Strahlenbelastung auskommt. Auch wenn die Röntgenbelastung bei zahnärztlichen Untersuchungen gering ist, kann künftig gerade bei Kindern und Jugendlichen so weit wie möglich reduziert werden. Dieser Vorteil kann künftig insbesondere dann zum Tragen kommen, wenn bei spezifischen kieferorthopädischen Fragestellungen, zum Beispiel stark im Knochen verlagerte Zähne, eine 3D-Bildgebung erforderlich ist. Für die jungen Patienten ist daneben auch die kurze Aufnahmezeit von unter zehn Minuten bei der in Heidelberg weiterentwickelten MRT-Technik von Vorteil. Die Verabreichung eines Kontrastmittels ist nicht erforderlich.

MRT-Bilder zeigen Knochen und Weichteile

Die Kieferorthopädie ist nach Ansicht der Wissenschaftler nur ein Teil der zukünftigen Anwendungsmöglichkeiten: „Es gibt auch andere Indikationen, zum Beispiel Verlaufskontrollen der Zähne nach Unfällen oder die Frage nach Zahnentwicklungsstörungen, die auch eine Einbindung anderer zahnärztlicher Fächer wie beispielsweise Zahnärztliche Prothetik und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie sinnvoll erscheinen lässt. Dies ist gerade Gegenstand weiterer klinischer Studien“, so Prof. Lux, Ärztlicher Direktor der Poliklinik für Kieferorthopädie und einer der Autoren der Studie. Das Verfahren der Dental-MRT ist somit nicht nur für Heranwachsende geeignet, sondern kann in der Zahnheilkunde auch beim Erwachsenen wichtige Zusatzinformationen ohne Strahlenbelastung liefern.


Quellen

1. Heil A et al.: Lateral cephalometric analysis for treatment planning in orthodontics based on MRI compared with radiographs: A feasibility study in children and adolescents. PLoS ONE 2017, 12(3): e0174524.doi.org/10.1371/journal.pone.0174524, online unter http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0174524 (Zugriff August 2017)
2. Pressemitteilung des Universitätsklinikums Heidelberg


Ein Beitrag aus der Zeitschrift "radiologie|technologie" Heft 3/2017 aus dem Schmidt-Römhild-Verlag, Lübeck

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