Dosis-Wirkungsbeziehungen

Interventionelle Radiologie

radiologie|technologie Heft 2 (2017) Seite 6

Früher war die Durchleuchtung das Verfahren mit der größten Strahlenbelastung. Heute sind es die vielen kleinen Serien, die während einer Intervention wieder und immer wieder angefertigt werden und erheblich zur Strahlenbelastung beitragen.

Radiologische Interventionen nehmen wegen ihres hohen medizinischen Nutzens stetig zu. Da immer neue Gebiete erschlossen werden, steigt auch die Komplexität der Maßnahmen und damit die Dauer des Strahleneinsatzes. Die damit verbundene hohe Strahlenexposition überschreitet häufiger die Schwellendosen deterministischer Strahlenschäden. Der Patient ist hierdurch in vielen Fällen einem multiplen Risiko durch Narkose, Intervention, stochastischem und somatischem Strahlenrisiko ausgesetzt. Um diese Risiken zu minimieren, müssen bei allen an der Intervention beteiligten Mitarbeitern umfangreiche Kenntnisse zu den technisch-physikalischen Zusammenhängen der Anlagen vorausgesetzt und in ständigen Optimierungsansätzen die Strahlenexposition reduziert werden.

„Früher war die Durchleuchtung das Verfahren mit der größten Strahlenbelastung. Heute sind es die vielen kleinen Serien, die während einer Intervention wieder und immer wieder angefertigt werden und erheblich zur Strahlenbelastung beitragen“, so Horst Lenzen, Medizinphysik-Experte während seines Vortrags zu Dosis-Wirkungsbeziehungen in der Diagnostischen Radiologie.

Referenzpunktdosis

Eine gute Orientierung bietet hierbei, laut Lenzen, die Referenzpunktdosis, die von den Geräten auch permanent angezeigt wird. Wichtig: Die Dosis bezieht sich immer auf den Referenzpunkt 15 cm unterhalb des Iso-Zentrums des C-Bogens der Anlage. „Das ist nicht mehr als ein virtueller Punkt. Der Punkt verändert sich nicht, wenn die Tischplatte und somit die Hautoberfläche nach oben oder unten geht. Die Dosis bleibt gleich, die da angezeigt wird“, warnt Horst Lenzen vor Fehlinterpretationen. Tatsächlich ändert sich die Dosis jedoch je nach Tischposition wie in Abb. 1 gezeigt. „Wenn man das berücksichtigt, lässt sich mit der Referenzpunktdosis jedoch ganz gut arbeiten“, so die Einschätzung des Medizinphysik-Experten.

Es gilt die Faustformel: 15 cm geringerer Fokus-Haut-Abstand führt zu doppelter Hautdosis! Für die Detektorpositionierung gilt ähnliches: 15 cm geringerer Fokus- Detektorabstand führt zu 30 % weniger Hautdosis.

Patientendurchmesser

Erste deterministische Schäden treten bereits bei 1-2 Gy auf. Auch bei Einhaltung des diagnostischen Referenzwertes bei Normalpatienten können bei Zunahme der Patientendicke um 3-6 cm bereits diese Schwellenwerte erreicht werden. Laut Lenzen entsprechen 3 cm mehr Gewebe einer Halbwertschichtdicke und führen zur doppelten Hautdosis.

Angulationen erhöhen die Eintrittsdosis

Bereits leichte Angulationen erhöhen die Eintrittsdosis um mehrere Faktoren. Hier wird der Strahlenschutz auch für das Personal entscheidend. Die Wahl der Detektordiagonale oder der Dosisleistungskennlinie beeinflusst die Dosis in ähnlicher Form wie die Mittelung der Einzelframes (Abb. 2 und 3). Zur Überwachung der Expositionen ist die Dosis am Referenzpunkt und die Peak-Skin-Dose besser geeignet als das Dosis-Flächen-Produkt. Umfangreiche technische Hilfsmittel bieten heute gute Möglichkeiten, die Dosen auch bei längeren Interventionen im Griff zu behalten. Hierzu zählen Rauschunterdrückungsalgorithmen ebenso wie intelligente Filterfunktionen und Gittersteuerungen.

Nachsorge nach ICRP 85

Für die Nachsorge verweist Horst Lenzen auf die Empfehlungen der ICRP 85:

  • Bei Hautdosen 3 Gy ( > 1 Gy bei Nachuntersuchungen) eine gesonderte Dokumentation in der Patientenakte.
  • Bei Hautdosen > 3 Gy soll 10-14 Tage nach der Intervention eine Nachkontrolle erfolgen.
  • Es soll ein Überwachungsverfahren für Folgeuntersuchungen > 1 Gy eingeführt werden.

Quelle: Lenzen H.: Interventionelle Radiologie. Physik und Technik III – Dosis-Wirkungsbeziehungen in der Radiologie, RK 304.1, Deutscher Röntgenkongress 2017, Leipzig


Ein Beitrag aus der Zeitschrift "radiologie|technologie" Heft 2/2017 aus dem Schmidt-Römhild-Verlag, Lübeck

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