Röntgeneinstelltechnik

Acromioclaviculargelenke Stressaufnahme

radiologie|technologie radiologie|technologie Heft 1/2014

Die Stressaufnahme der Acromioclavikulargelenke bei Verdacht auf Ruptur des Ligamentum Coracoclaviculare.


Ein Beitrag aus der Zeitschrift "radiologie technologie" Heft 1/2014 aus dem Schmidt-Römhild-Verlag, Lübeck - Redaktion: Andreas Pfeiffer


Bernau [1] ordnet die Stressaufnahme des Acromioclaviculargelenkes (AC-Gelenk) in seiner traumatologischen Stufendiagnostik der Schulter in die Aufnahme der Primardiagnostik ein (Tab. 1).

Indikation

Verletzungen des Schultereckgelenks, insbesondere im Hinblick auf das therapeutische Vorgehen bei Lockerung oder Sprengung des AC-Gelenks [2]. Ausführlich hierzu Bernau [1]. Er unterscheidet für die Aufnahmetechnik je nach Indikation zwischen ap- und pa-Aufnahme:

„Bei Verletzung des Schultereckgelenks ist im Hinblick auf das therapeutische Vorgehen die Differenzierung zwischen Subluxation und Luxation (Ruptur auch des Ligamentum coracoclaviculare = vertikale Instabilität) entscheidend. Darum ist hier die Aufnahme unter Belastung des Gelenkes und seitenvergleichend angezeigt. Die Ruptur allein des Ligamentum acromioclaviculare mit vorwiegend horizontaler Instabilität des lateralen Claviculaendes ist mit der Aufnahme nach Alexander (siehe radiologie-technologie 4, 2013) nachweisbar.

Bei der Diagnostik fraglicher degenerativer Veränderungen ist die symmetrische, seitenvergleichende Untersuchung weniger ausschlaggebend, und darum soll bevorzugt die filmnahe Gelenkdarstellung im Strahlengang posterior-anterior zur Anwendung kommen.“

Aufnahmetechnik

  • Aufnahmeart: Rastertechnik, Wandstativ
  • Format: Die Aufnahme kann seitengetrennt auf zwei Schuss 13/18 oder 18/24 quer belichtet werden (schöner aufgrund der orthograden Abbildung) oder mit einem Strahlenfeld auf 18/43 quer. (Erhöht aber die Dosis) - Becht, Bittner, Ohmstede, Pfeiffer,Roßdeutscher [2] und Nowak H.P [3] geben an, die Aufnahme auch bei Verwendung getrennter Kassetten wegen des Seitenvergleiches mit einem Schuss zu belichten. Die orthograde Abbildung geht dadurch jedoch verloren.
  • Fokus-Detektorabstand: 115 cm
  • Bildempfangerdosis: SC 400
  • Aufnahmespannung: 73 kV
  • Belichtung: Automatik, mittlere Kammer
  • Brennflecknennwert: ≤ 1,3 (klein)
  • Bleizeichen: R oder L, stehend, Stressaufnahme, ggf. pa und kp-Angabe
  • Strahlenschutz: Bleischurze. Bei jungen Patienten Abdeckung des Brustbeins zum Schutz des Thymus [2].

Lagerung

  • Der Patient steht mit flach anliegendem Rücken und zurückgezogenen Schultern am Rasterwandstativ.
  • Der Patient erhält entsprechend seiner Belastbarkeit ein 3-5 kg schweres Gewicht an jedes Handgelenk (Abb. 1).
  • Bei Fragestellung nach Verletzung des Gelenkes beschreibt Bernau [1] die ap-Projektion als Standardprojektion, weil die korrekte, seitensymmetrische Aufnahmeposition dabei leichter zu kontrollieren ist als in der pa-Aufnahme.

Tipps:

  • Dass die Schultern maximal nach dorsal gezogen werden, ist für die Differenzierung zwischen Subluxation und Luxation entscheidend.
  • Bernau [1] führt dazu aus, dass bei nach vorn hangenden Schultern auch trotz Luxation eine anatomisch richtige Gelenkstellung vorgetauscht werden kann (Abb. 2 und 3).
  • Für die Belastung empfiehlt Bernau [1] passiv fixierte Gewichte anstatt Sandsacke oder Hanteln, um eine unwillkürliche Aktivierung der Schultermuskulatur zum kraftvollen Faustschluss zu vermeiden (Abb. 4).

Zentrierung

  • Bei seitengetrennter Aufnahme senkrecht auf das AC-Gelenk und Bildempfängermitte. Ggf. Aluminiumkeil- oder Schulterfilter zum Kontrastausgleich [1]. Aufnahme in Atemstillstand.
  • Bei Aufnahme in einem Strahlengang senkrecht auf das Jugulum, die Querzentrierung verläuft durch beide AC-Gelenke [3].

Variante bei nicht-traumatischer Fragestellung

Die Aufnahme wird bei anderen Fragestellungen als Verletzungsverdacht posterior-anterior angefertigt. Die Gelenke liegen dann filmnah. Der Strahlengang sinngemäß schräg 15° cranio-caudal auf Gelenk und Kassettenmitte [1] (in Anlehnung der ap-Aufnahme nach Zanca).

Kriterien der guten Aufnahme

Überlagerungsarme und – besonders bei Fragestellung Verletzung – in der Projektion gut seitenvergleichende Abbildung der AC-Gelenke [1] (Abb. 5).

Häufige Fehler

Zieht der Patient zur Entlastung die Schulter hoch, ist das am Hochstand des Oberarmkopfes erkennbar, der sich auf das Acromion projiziert [2].


Literaturverzeichnis:

  • ​[1.] Bernau A.: Orthopädisch-Traumatologische Röntgendiagnostik. 4.Auflage Mai 2004:106-107. Urban&Fischer, München
  • [2.] Becht, Bittner, Ohmstede, Pfeiffer, Roßdeutscher (Hrsg.): Lehrbuch der röntgendiagnostischen Einstelltechnik, 6. Auflage 2007, Springer Medizin, Heidelberg
  • [3.] Nowak H.P.: Kompendium der Einstelltechnik, 1. Auflage 2008, ixray.ch GmbH, Rothenturm (CH)
  • [4.] Lippert H.: Lehrbuch Anatomie. 3. Auflage 1993: 649-452. Urban&Schwarzenberg, München

Abbildungsnachweis:

  • Abb. 1: Lehrbuch der röntgendiagnostischen Einstelltechnik [2]
  • Abb. 2-4: Orthopädisch-traumatologische Röntgendiagnostik [1]
  • Abb. 5: Kompendium der Einstelltechnik [3]
  • Abb. 6: Lehrbuch Anatomie [4]

Ein Beitrag aus der Zeitschrift "radiologie technologie" Heft 1/2014 aus dem Schmidt-Römhild-Verlag, Lübeck

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