Teil 2
Wilhelm Conrad Röntgen - Leben und Wirken (2)
Wilhelm Conrad Röntgen wird als introvertierter Mensch beschrieben, zu dem nur wenige einen tieferen Zugang fanden.
Hervortretende Wesensmerkmale waren seine Bescheidenheit und sein Gerechtigkeitssinn. Wenn Röntgen in seine wissenschaftliche Arbeit vertieft war, konnte er sich nur schwer auf andere Menschen einstellen. So sah sich wohl auch seine Frau öfters ihrem schweigsamen Mann gegenüber, der nicht einmal auf Fragen reagierte. Seine wissenschaftlichen Resultate erarbeitete er mit höchster Ausdauer und Sorgfalt. Er veröffentlichte nichts, was nicht nach allen Seiten abgesichert war. Seine Vorlesungen blieben auch nach seiner großen Entdeckung immer sachlich. Selbst die erste öffentliche Demonstration der neu entdeckten Strahlen im Januar 1896 in Würzburg war geprägt von der Schlichtheit und Bescheidenheit Röntgens.
Durch seinen Verzicht auf Patentierung konnte seine Entdeckung rasch für medizinische Zwecke genutzt werden. Erholung fand Conrad Röntgen seit seiner Studienzeit bevorzugt in den Alpen oder bei der Jagd. Noch kurz vor seinem Tod unternahm Röntgen Wanderungen in den Schweizer Bergen. Im September 1914 war Röntgen Mitunterzeichner des Manifestes Aufruf an die Kulturwelt, was er später bedauerte.
Wilhelm Conrad Röntgen veröffentlichte 60 wissenschaftliche Arbeiten in seiner Laufbahn.
Seine erste wissenschaftliche Arbeit verfasste er als 20-Jähriger. Hierbei handelte es sich um ein Chemie-Repetitorium zu einem Standardwerk des Chemie-Professors Jan Willem Gunning. Schon an diesem Werk ist die Fähigkeit Röntgens zu erkennen, vielfältige Fakten klar zu ordnen sowie gut zu schematisieren, um so Verwechslungen auszuschließen.
Erstveröffentlichung 1895
In vielen seiner Arbeiten beschäftigte sich Röntgen mit den Gebieten der Thermo- und Elektrodynamik, bei der er im Besonderen elektrische Entladungen unter verschiedenen Bedingungen untersuchte. Der Kristallphysik galt aber sein größtes Interesse, weil deren Ästhetik und Schönheit ihn faszinierten.
1876, während seiner Straßburger Zeit, erarbeitete er zusammen mit Kundt den Nachweis über die Drehung der Polarisationsebene des Lichtes in Gasen. Dieser Nachweis wurde schon von Michael Faraday und anderen vergeblich gesucht, wobei Röntgen nicht nur den Nachweis erbrachte, sondern hierzu auch präzise Messungen vorlegen konnte.
Als Professor an der Universität Würzburg entdeckte Röntgen 1895 die X-Strahlen, die später im deutschen Sprachraum und in Polen unter Missachtung des Testaments in Röntgenstrahlen umbenannt wurden. Diese Entdeckung geschah zufällig, als am 8. November 1895 bei einem Experiment mit einer Hittorfröhre ein speziell beschichtetes Papier zu leuchten begann. Dieses Leuchten war aber auch dann noch zu erkennen, als die Entladungsröhre mit dicker schwarzer Pappe umschlossen war. Es ist jedoch unbekannt, ob es wirklich das geschwärzte Papier war, welches Röntgen zu den X-Strahlen führte, oder ob ein Leuchtschirm in der Nähe stand, auf dem die Strahlung sichtbar wurde.
In der Folgezeit bis zum Januar 1896 schrieb Röntgen drei wissenschaftliche Forschungsberichte zu dieser Entdeckung. Der erste Bericht trug den Titel Über eine neue Art von Strahlen und erschien kurz darauf in englischer, französischer, italienischer und russischer Sprache.
Nie zuvor hatte sich die Nachricht von einer wissenschaftlichen Entdeckung so schnell verbreitet wie im Falle der Röntgenstrahlen, denn auch für Laien war die Nützlichkeit der „X-Strahlen“ in der Medizin unmittelbar verständlich. Röntgens Entdeckung revolutionierte jedoch nicht nur die medizinische Diagnostik, sondern ermöglichte auch weitere bahnbrechende wissenschaftliche Leistungen des 20. Jahrhunderts.
Bereits im Februar 1896 experimentierte Henri Becquerel, inspiriert durch Röntgen, mit lumineszenten Materialien und stieß dabei aus Zufall auf die durchdringende Wirkung einer neuen Art von Strahlung. So führte die Entdeckung der Röntgenstrahlen indirekt auch zur Entdeckung der Radioaktivität, für die Becquerel zusammen mit Marie und Pierre Curie 1903 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.
Röntgens Laboratorium 1895 im Physikalischen Institut der Universität Würzburg
Die medizinische Diagnostik ist bis heute das wichtigste Anwendungsgebiet der Röntgenstrahlen geblieben.Die Strahlenbelastung konnte im Laufe der Zeit immer weiter gesenkt werden, gleichzeitig wurden die Aufnahmen immer detailreicher. Durch Verwendung mathematischer Verfahren lassen sich heute mit neuen bildgebenden Verfahren wie der Computertomographie dreidimensionale Abbildungen des Körperinneren erhalten. Neben der Anwendung in der Medizin helfen Röntgenstrahlen aber auch bei der Erforschung des Mikrokosmos (Röntgenmikroskop) und bei der Erforschung des Weltalls (Röntgenastronomie). Weitere wichtige Anwendungsgebiete liegen in der Werkstoffprüfung, wo sich z. B. Fehlstellen in Metallen oder fehlerhafte Schweißnähte mit Hilfe der Röntgentechnik (Durchstrahlungsprüfung) auffinden lassen.
Zu Ehren Röntgens wurde außer den von ihm entdeckten Strahlen auch die mittlerweile veraltete Einheit Röntgen nach ihm benannt, ebenso das 111. chemische Element Roentgenium. Viele Schulen, Straßen und Plätze in Deutschland tragen ebenso seinen Namen. Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums des Nobelpreises veranstaltet die Stadt Remscheid seit 2001 an jedem letzten Sonntag im Oktober den Röntgenlauf. Zur Ehrung seiner Leistungen wurde ferner der Asteroid (6401) Roentgen nach ihm benannt. Die Deutsche Röntgengesellschaft e.V. ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der deutschen Radiologen.
Röntgenaufnahme: Albert von Koellikers Hand, aufgenommen von Conrad Röntgen am 23. Januar 1896
1951 stiftete die Stadt Remscheid aus Anlass des 50. Jahrestages der Verleihung des Nobelpreises an den in Lennep geborenen Wissenschaftler die Röntgen-Plakette, welche seither nach Vorschlag durch einen Plakettenausschuss vom Stadtoberhaupt an Wissenschaftler verliehen wird, die sich um Anwendung, Weiterentwicklung oder Verbereitung dieser Entdeckung verdient gemacht haben.
Am Ort der Entdeckung der Röntgenstrahlen, im ehemaligen Physikalischen Institut der Universität Würzburg, wurde eine Gedenkstätte eingerichtet. Diese vermittelt einen Einblick in die experimentelle Physik des ausgehenden 19. Jahrhunderts und zeigt neben der Entdeckungsapparatur einen Kathodenstrahlversuch – der Basis der Entdeckung der Röntgenstrahlen war – ebenso wie einen Durchleuchtungsversuch mit X-Strahlen und den historischen Hörsaal Röntgens. Betrieben wird die Gedenkstätte vom Röntgen-Kuratorium Würzburg e.V..
Jedes Jahr um den 10. Dezember wird in Würzburg der Wilhelm-Conrad-Röntgen-Preis an den besten Nachwuchswissenschaftler des Instituts für Physik und Astronomie der Universität Würzburg verliehen.
Aufgrund seiner großen physikalischen Verdienste hat die Stadt Gießen, in der er sein erstes Professorenamt an der Justus-Liebig-Universität innehatte, das Röntgendenkmal errichtet, welches die Entdeckung der „Röntgenstrahlen“ zeigt. Weitere Röntgendenkmale finden sich in Berlin und Remscheid-Lennep. Der Röntgen-Preis für Strahlenphysik und Strahlenbiologie der Universität Gießen ist ihm zu Ehren benannt, ebenso ein Preis für Physik-Nachwuchswissenschaftler der Universität Würzburg und ein Preis der Deutschen Röntgengesellschaft.
Quelle: wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Conrad_Röntgen
Kommentieren