Fallbeispiel

Perilunäre Luxation

Karl-Heinz Szeifert 11 Jul, 2018 00:00

Die perilunäre Luxation ist eine traumatisch verursachte dorsale Luxation (sehr selten palmar) der Handwurzel gegenüber dem Os lunatum.

Abb.1

Perilunäre Luxationen sind relativ selten. Während 40-jähriger Tätigkeit in der Unfalldiagnostik wurden von mir nur vier Fälle dieser Verletzung geröntgt - zusätzlich kam noch eine isolierte Luxation des Os lunatums hinzu.

Wichtig zur zweifelsfreien Diagnose ist vor allem eine streng seitliche Aufnahme des Handgelenks. Das ist nicht ganz einfach, denn der Patient hat in der Regel sehr stake Schmerzen und erhebliche Bewegungseinschränkungen.


Abb.1 - Streng seitliche Aufnahme des Handgelenks bei perilunären Luxation


Nachstehend eine Beschreibung dieser Verletzung von Renée Fuhrmann
Quelle: http://www.lexikon-orthopaedie

Pathogenese
Die perilunäre Luxation entsteht meist beim Sturz auf die nach vorn ausgestreckte und ulnarduzierte Hand, seltener auf die palmarflektierte Hand. Es kommt zur dorsalen Luxation der Handwurzel gegenüber dem Os lunatum. Initial soll eine palmare Bandzerreißung zwischen dem Os lunatum und dem Os capitatum auftreten, ehe das Os lunatum und der Radius nach palmar disloziert werden und dabei auch der dorsale Bandapparat zwischen Os lunatum und Radius zerreißt.

Symptome
Die verletzte Hand zeigt eine erhebliche Schwellung mit einer schmerzhaft eingeschränkten oder aufgehobenen Beweglichkeit im Handgelenk. Auch die Streckung der Langfinger kann behindert sein. Sensibilitätsstörungen im Versorgungsgebiet des N. medianus sind möglich.

Abb. 2 Handgel. 2 Eb. mit perilunäre Luxation

Diagnostik
Die klinische Untersuchung ist durch die posttraumatische Schmerzhaftigkeit eingeschränkt. Palmarseitig besteht oft eine erhebliche Druckschmerzhaftigkeit. Die aktive und passive Beweglichkeit sind früh schmerzhaft aufgehoben. Es können Parästhesien der Palmarseite des Daumens bis zur Radialseite des Ringfingers vorhanden sein.

Röntgenologisch ist die Verletzung in der seitlichen Projektion durch die palmare Verlagerung des Os lunatum zu erkennen. Im Zweifelsfall kann ein Computertomogramm weitere Aufschlüsse geben. In der posteroanterioren röntgenologischen Darstellung projiziert sich das Os lunatum als dreieckige Struktur. Das Ausmaß der Luxation kann ebenso wie die Rotation des Os lunatum unterschiedlich sein. Begleitende Frakturen der Handwurzel, besonders des Os scaphoideum (transskaphoideoperilunäre Luxation, de Quervain-Verrenkungsbruch) sind häufig.

Abb. 3

Differenzialdiagnose
Isolierte palmare Luxation des Os lunatum. (Abb.3)

Therapie
Die Therapie der perilunären Luxation besteht in der sofortigen Reposition. In Abhängigkeit von der Rotation des Os lunatum ist eine geschlossene Reposition möglich, ansonsten muss die operative Revision durchgeführt werden. Eine weitere Indikation zur operativen Therapie stellt eine begleitende Fraktur des Os scaphoideum bzw. eine Rotationsinstabilität des Kahnbeins dar.
Nach erfolgter Reposition muss fluoroskopisch ausgeschlossen werden, dass eine begleitende Rotationsinstabilität des Kahnbeins vorliegt. In diesem Fall ist eine operative Rekonstruktion indiziert.

Operative Therapie
Rotationsfehlstellungen des Os lunatum ermöglichen meist keine geschlossene Reposition, so dass eine operative Revision durchgeführt werden muss. Je nach Befundkonstellation ist das Anlegen eines dorsalen und/oder palmaren Zugangs erforderlich. Nach der Reposition des Os lunatum wird der rupturierte Bandapparat rekonstruiert. Eine temporäre Kirschner-Draht-Fixation kann im Einzelfall sinnvoll sein. Die begleitenden Frakturen werden ebenfalls stabilisiert.

Bewertung
Die perilunäre Luxation stellt eine schwere Verletzung der Handwurzel dar und heilt selten ohne Funktionseinschränkung aus.

Nachsorge

Nach erfolgter geschlossener Reposition wird die Hand in einer Unterarmgipsschiene über drei bis vier Wochen immobilisiert. Nach der operativen Therapie ist eine Immobilisation im zirkulären Unterarmgipsverband, gegebenenfalls mit Einschluss des ersten Strahls, über etwa sechs Wochen erforderlich. Anschließend sind physiotherapeutische Behandlungen indiziert. Eine uneingeschränkte Belastbarkeit der Hand ist nicht vor Abschluss der zwölften Woche erreicht.


Quelle: http://www.lexikon-orthopaedie.com/pdx.pl?dv=0&id=01250

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Kommentare

K-H. Szeifert vor 13 Jahre

Hallo geißler,vielen Dank für den Kommentar. Leider können wir Ihre Frage hier nicht ohne weiteres beantworten. MTA-R.de wird von medizinisch-technischen Radiologie-Assistenten betrieben, die ausschließlich für die technische Durchführung von Röntgenanwendungen zuständig sind. Ihre Frage bezieht sich auf die Behandlung und die kann nur von einem Arzt fachgerecht beantwortet werden.Tatsächlich ist die perilünäre Lixation aber schon recht selten und eine schwerere Verletzung am Handgelenk.. Ich habe in über 30-jähriger Berufserfahrung gerade mal fünf solcher Fälle selbst geröntgt. Ich wünsche Ihnen aber auf alle Fälle einen schnellen und positiven Heilungsverlauf!Viele Grüße und gute Besserung!

geissler vor 13 Jahre

danke für die info,ich selber, habe diesen seltenen fall vor 10 tagen am rechten handgelenk erlebt . bin selbständiger handwerksmeister mit welchen ausfallzeitraum müßte man ungefähr rechnen?morgen sollen die fäden der op enfernt werden.die ärzte meinten diese art der handgelenksverletzung sei so selten, das man regelrecht sich um die nachversorgung gerissen hatte. nach einer 1,5 stündigen op mit öffnung des handelenks von oben.ist eine ziemlich große ansammlung von flüssigkeit trotz lymphdrainagebehandlung mein problem.die hand ist rechlich doppelt so dick wie die linke. ist das normal? wäre über eine info erfreutdanke geißler