Stichwortsonntag

Strahlenbiologie und Fraktionierung

adrianadamiok 15 Apr, 2012 10:00

Die Strahlentherapie erfolgt, bis auf ganz wenige spezielle Ausnahmen, nicht in einer einzigen Bestrahlung.

Bei der sog. fraktionierten Strahlentherapie wird nicht die gesamte zur Tumorvernichtung erforderliche Strahlendosis auf einmal appliziert, vielmehr erfolgt die Strahlenbehandlung in Form von vielen kleinen Portionen, den sog. Fraktionen.
Die Dosisangabe erfolgt hierbei in Gy (Gray) (1 Gy entspricht 100 rad). Üblicherweise wird einmal täglich mit 1,8 - 2,0 Gy bestrahlt, an fünf Werktagen der Woche.

Die zur Bekämpfung einer Tumorerkrankung notwendige Gesamtdosis von 40-70 Gy führt somit in der Regel zu einer Gesamtbehandlungszeit von vier bis sieben Wochen.
Der Umfang der Zellabtötung nach Anwendung ionisierter Strahlen gehorcht mathematischen Regeln. Wesentlich ist, dass bei fraktionierten Strahlentherapie mit jeder Dosisapplikation, wie bei einer zytostatischen Chemotherapie mit jedem Zyklus, jeweils ein in etwa gleichgroßem Prozentsatz von Tumorzellen vernichtet wird.

Beispiel: Reduktion der Zellzahl von 100 Mio. auf 10 Mio. (1.Dosis), von 10 Mio. auf 1 Mio. (2. Dosis), von 1 Mio. auf 100 000 (3. Dosis), usw.; im Beispiel reduziert sich mit jeder gleich großen Bestrahlungsfraktion die Zahl lebender Tumorzellen auf 10% des Ausgangswertes.

Die vielen Einzelfraktionen einer fraktionierten, mehrwöchigen Strahlentherapie mit hohen Gesamtdosis können zu einer Abtötung aller Zellen eines makroskopischen Größenordnung von ca. 1-2 cm oder größer besteht aus ca. 10 Mio. Zellen oder mehr. Die komplette und dauerhafte Rückbildung eines makroskopischen soliden Tumors gelingt mit alleiniger zytostatischer Chemotherapie in der Tumortherapie bei Erwachsenen (Ausnahme: Hodentumoren) nicht.
Mit einer zytostatischen Chemotherapie wird die Zahl der Tumorzellen allenfalls von einer makroskopischen auf eine mikroskopische Größenordnung (unter ca. 10 Mio.) reduziert.
In der klinisch häufig durchgeführten Kombinationen von Radio- und zytostatischer Chemotherapie erhöht die zusätzliche und durch Chemotherapie bewirkte Abtötung von Tumorzellen die Chance, alle Zellen des Tumors zu vernichten. Über die lokale Wirkung hinaus hat die systemische zytostatische Chemotherapie in der Kombination den Vorteil, eventuell vorhandene Mikrometastasen zu vernichten.

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