Diabetesfolgen und Krebs radiologisch interventionell besiegen

adrianadamiok 19 Sep, 2011 16:00

Mehr als 6000 Experten haben vom 10. bis 14. September an der 26. Jahrestagung der CIRSE teilgenommen. Im Fokus der Tagung stand die Interventionelle Radiologie.

„Der Vorteil der interventionellen Methode ist die minimale Invasivität“, erklärt Professor Josef Tacke, CIRSE 2011 Co-Chairman und Chefarzt am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie im Klinikum Passau, „bei örtlicher Betäubung werden millimeterdünne Katheter mithilfe von Führungsdrähten in Blutgefäße oder andere Gangsysteme eingeführt, um an die erkrankte Stelle im Körper zu gelangen und die geeignete Therapie anzuwenden“. Neben der Erfolgsquote bei diesen skalpelllosen, relativ schonenden Eingriffen ist auch die verringerte Rekonvaleszenzzeit – sprich die schnellere Erholung des Patienten – ein starkes Argument, da verkürzte Krankenhausaufenthalte helfen Kosten zu sparen.

Die Interventionelle Radiologie soll durch frühzeitige, möglichst schonende Eingriffe die Versorgung bei Diabetes neu definieren. „Bei knapp 6 Millionen Diabetes-Patienten in Deutschland betragen die Kosten für die Diabetesversorgung rund 6,5 Milliarden Euro jährlich. Sie werden vorwiegend durch Folgeerkrankungen verursacht wie koronare Herzkrankheit, Schlaganfall, diabetischer Fuß und Gefäßverschluss”, zitiert Professor Petra-Maria Schumm-Draeger, Internistin, Endokrinologin, Diabetologin vom städtischen Klinikum München, aus einer aktuellen Studie des Robert Koch Instituts.

Diese Folgeerkrankungen lassen sich mit der Interventionelle Radiologie effektiv behandeln. Dies erkannte auch die International Working Group on the Diabetic Foot (IWGDF), die IR-Eingriffe bereits als Standardmethoden der ersten Wahl in ihren Richtlinien führt.

Beim diabetischen Fußsyndrom, durch Diabetes verursachte, chronische Gefäßveränderungen bis hin zu kompletten Gefäßverschlüssen im Bein, ist es möglich, durch IR-Behandlungen eine Amputation der Gliedmaße zu verhindern oder hinauszuzögern. Durch Aufblasen eines winzigen Ballons in der betroffenen Arterie (Ballon-Angioplastie) kann diese wieder geöffnet werden. So wird das wieder ausreichend mit Blut versorgte Gewebe vor dem Absterben bewahrt und ein chirurgischer Eingriff, einschließlich einer Amputation, kann häufig vermieden werden. Meist verlässt der Patient am selben oder nächsten Tag das Krankenhaus wieder.

Auch im Kampf gegen Krebs bietet die Interventionelle Radiologie Lösungen. „Dank des speziellen Wissens über medizinische Bildgebungsverfahren wie Röntgen, MR und CT ist es uns Interventionellen Radiologen möglich, hochpräzise Eingriffe durchzuführen und den Tumor an Punkt und Stelle anzugreifen“, schildert Professor Thomas K. Helmberger, CIRSE 2011 Co-Chairman und Chefarzt am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin im Klinikum Bogenhausen München.

Mittels Bildgebung werden spezielle Sonden eingesetzt, die mit Hitze, Kälte oder Elektrizität Tumore gezielt zerstören.

Erfolgreich ist auch die Embolisation, also das Stoppen der Blutzufuhr des Tumors, durch mikroskopische Partikel. Professor Arno Bücker, Universitätsklinik des Saarlandes, Homburg/Saar: “Dies bewirkt ein regelrechtes Aushungern des Tumors. Durch diese punktgenauen Eingriffe werden Tumore effektiv behandelt, ohne gesundes Gewebe in Mitleidenschaft zu ziehen, wie es bei der Chemotherapie der Fall ist."


Quelle: http://www.med-eng.de

Kommentieren